Mit Zuschüssen gegen Nahversorger-Sterben

Neun Gemeinden ohne Lebensmittelgeschäft. Land fördert mit 706.000 Euro, um Zahl konstant zu halten.
Schwarzach. (VN-reh) Der Strukturwandel hat auch vor den Lebensmittelhändlern in Vorarlberg nicht Halt gemacht. Schließlich hat sich seit dem Jahr 1970 die Zahl der Lebensmittelgeschäfte mehr als halbiert. Der größte Wandel passierte dabei bis 1990. Seither konnte der rasante Rückgang der Zahl der Geschäfte deutlich gebremst werden. Heute gibt es neun Gemeinden in Vorarlberg, die kein einziges Lebensmittelgeschäft mehr haben. Das sind Eichenberg, Möggers, Reuthe, Dünserberg, Fraxern, Röns, Lorüns, Stallehr und St. Anton. Das sind zwar fast zehn Prozent aller Gemeinden. Wobei Julius Moosbrugger, Geschäftsführer des Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer, relativiert. In allen neun Gemeinden zusammen leben weniger als 4000 Einwohner, das sei nur ein Prozent der Gesamtbevölkerung Vorarlbergs. Dass diese Zahl von neun Gemeinden seit Jahren konstant ist, sei auch auf die Förderungen des Landes zurückzuführen.
In den letzten zehn Jahren hat das Land Förderungen in Höhe von rund 8,6 Millionen Euro ausbezahlt. Neben Investitionszuschüssen für Dorfläden und Lebensmittelgeschäfte in ländlichen Regionen werden vom Land auch Betriebskostenzuschüsse ausbezahlt. Allein für das Jahr 2014 wurden an 53 Lebensmittelgeschäfte in Kleingemeinden 706.000 Euro ausbezahlt.
Sinnvoll und wichtig
„Eine funktionierende Nahversorgung ist ein wichtiger Faktor, damit sich auch kleinere Gemeinden im ländlichen Raum eine hohe Wohn- und Lebensqualität bewahren können“, erklärt Landeshauptmann Markus Wallner die Motivationsgründe. Und Julius Moosbrugger ist sich sicher, ohne Förderungen gäbe es unter Garantie deutlich mehr weiße Flecken im Land. Das Fördergeld sei sinnvoll und wichtig, um die Strukturen zu erhalten. Gerade eben auch in den ländlichen Gebieten. Übrigens ist dieser Landeszuschuss österreichweit einzigartig. „Im Rest von Österreich gibt es solch eine Förderung nicht einmal annähernd“, berichtet Moosbrugger.
Situation im Land stabil
Und wie sieht der Experte die Zukunft der Lebenmittelgeschäfte im Land? Eine Glaskugel hat Moosbrugger zwar nicht. Aber er gehe davon aus, dass Märkte, die in ihre Struktur investiert haben und dadurch leistungsfähig sind, auch weiterhin Bestand haben. Dass der eine oder andere Markt schließt, sei normal. Generell sehe er aber keine unmittelbare Bedrohung, dass sich die Zahl von derzeit neun Gemeinden ohne Lebensmittelgeschäft groß ausweite. „Die Situation scheint stabil“, ist der Geschäftsführer überzeugt.
Bezüglich der Gesamt-Verkaufsflächen hat in Vorarlberg übrigens Spar mit knapp 30.000 Quadratmetern das Zepter in der Hand. Hinter dem Flächen-Marktführer folgen nach Zahlen von Regio Data Interspar (19.900 m2) und Sutterlüty (17.200 m2).
Diese Art der Nahversorgungs-Förderung in Kleingemeinden ist österreichweit einzigartig.
Julius Moosbrugger