,,Big Data“ – k(l)eine Wirkung?
Auch heuer wird uns das Megathema „Big Data“ laut hörbar begleiten. „Big Data“ bezeichnet die Ambition, das rasant wachsende Datenvolumen auszuwerten, auf das viele Unternehmen durch den direkten Kundenkontakt im Netz und andere Technologien Zugriff haben. Besonders treffsichere Segmentierungen sollen bares Geld bringen. Beim aktuellen Hype laufen Manager aber Gefahr, sich zu verzetteln. Daher ist eine Differenzierung notwendig: Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben drei Unternehmenstypen identifiziert, die zu den „Big Data“-Gewinnern zählen: Erstens Unternehmen, die traditionell auf Grundlage umfangreicher Daten entscheiden (z. B. der Procter & Gamble). Zweitens Firmen, bei denen naturwissenschaftliche Forschung eine große Rolle spielt (z. B. Pharmaunternehmen). Drittens führende Internet-Unternehmen, die ausschließlich über das Internet mit ihren Kunden interagieren.
Für alle anderen gilt: Jedenfalls sollen die Fühler ausgestreckt werden, um herauszufinden, welche Möglichkeiten in der Analyse der neuen Datenmengen liegen. So können im Zuge fokussierter (Strategie-) Projekte sicherlich spannende Einsichten gewonnen werden, die bei bestimmten Fragestellungen bessere Entscheidungen ermöglichen. Die von „Big Data“-Aposteln proklamierte „Managementrevolution“ wird aber noch auf sich warten lassen.
Ein Grund dafür ist, dass die meisten Unternehmen bereits im Umgang mit ihren bestehenden Geschäftsdaten voll gefordert sind. Es bereitet ihnen vielfach Schwierigkeiten, nachweislich wertschaffende Aufgaben wie z.B. die Optimierung des Filialportfolios oder die Ausdünnung des historisch gewachsenen Sortiments routiniert zu bewältigen. Zum einen sind die Basisinstrumente des Controllings nach wie vor unzureichend ausgeprägt, etwa in Form einer tragfähigen Deckungsbeitragsrechnung. Zum anderen scheuen sich Manager oft, die sich daraus aufdrängenden Entscheidungen rasch und konsequent umzusetzen.
In Bezug auf den aktuellen „Big Data“-Hype ergibt sich für den Gutteil der Unternehmen daher Folgendes: Bevor Manager unreflektiert auf den „Big Data“-Zug aufspringen, sollten sie den Hauptfokus darauf legen, aus den schon bestehenden Daten das Maximum herauszuholen. Oder anders formuliert: Besser große Wirkung mit „Little Data“ als k(l)eine Wirkung mit „Big Data“.
Aus den schon bestehenden Daten muss man das Maximum herausholen.
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Johannes Schneider ist Senior Manager bei Contrast Management-Consulting.