1,140,000,000.000 Euro an „Medizin“

Markt / 23.01.2015 • 19:01 Uhr
Patrick Schuchter
Patrick Schuchter

schwarzach. Diese astronomische Summe stecken Mario Draghi bzw. vielmehr die nationalen Notenbanken der Eurozone bis zum September des nächsten Jahres in den Kauf europäischer Unternehmens- und Staatsanleihen. Diese „Medizin“ soll eine drohende Deflation in der Eurozone verhindern, die Kreditvergabe durch die Banken wieder ankurbeln und den Export dank eines schwächeren Euro stärken. So schön, so gut – leider nur in der Theorie und selten in der Praxis.

Was in den USA nämlich sehr gut funktionierte – weshalb diese daher oftmals als ein Lehrbeispiel für die Wirksamkeit von „Quantitative Easing“ genannt werden – dürfte auf Grund der unterschiedlichen Voraussetzungen in Europa eher enttäuschen: Das Problem ist nicht die Tatsache, dass die europäischen Banken kein Geld verleihen wollen, sondern vielmehr die fehlende Nachfrage: Firmen scheuen sich davor, bei Arbeitslosenraten jenseits der 20 Prozent in den Peripherieländern sowie einem verhaltenen Ausblick in Frankreich und Deutschland, große Investitionen zu tätigen und die privaten Haushalte sind nach Jahren des exzessiven Schuldenmachens damit beschäftigt, diese zu reduzieren.

Auch im Exportmarkt verspricht die aktuelle Zahlenlage nur wenig Erfreuliches, nahm doch jüngst das Wachstum des deutschen Exports trotz eines fallenden EuroKurses rapide ab.

Unterm Strich dürfte die Medizin des Herrn Draghi wohl nur zu einer Linderung der Schmerzen führen, die Krankheit an sich aber nicht bekämpfen. Die Rechnung für die Medizin wird man allerdings eines Tages bezahlen müssen – unabhängig davon, ob sie gewirkt hat oder nicht. Schade nur, dass dies jene Länder sein werden, die die Medizin eigentlich gar nicht wollten.

patrick.schuchter@vvb.at,
Patrick Schuchter,
Vermögensverwaltung
Volksbank Vorarlberg