Dem Chef Konter geben

Schlechte Behandlung durch den Vorgesetzten – dagegen kann man sich zur Wehr setzen.
FÜHRUNGSSCHWÄCHE. (VN-dh) Herabwürdigendes und unangebrachtes Verhalten gegenüber Angestellten zeugt zwar von schlechten Führungsqualitäten, ist im Arbeitsalltag jedoch nach wie vor Realität – mit weitreichenden Konsequenzen. Zwar glauben zumindest laut einer deutschen Studie fast alle Chefs, dass sie ihren Job als Vorgesetzte gut machen, doch steht diese Wahrnehmung in scharfem Kontrast zu dem, was diverse nationale wie internationale Umfragen zur Arbeitszufriedenheit nahelegen.
Laut einer dänischen Auswertung aus dem Jahr 2013 etwa kommen Arbeitnehmer mit Arbeitsüberlastung psychisch weitaus besser zurecht als mit Spannungen insbesondere mit dem Vorgesetzten. Das Gefühl, vom Chef schlecht und ungerecht behandelt zu werden, gilt demnach als besonders depressionsfördernd. Mitarbeiter, die über die Qualität der Führung im Unternehmen negativ urteilten, sind im Jahr etwa 2,5 Tage mehr im Krankenstand als solche, die ihre Führungskräfte als gut bewerteten.
Dienst nach Vorschrift
Die Untersuchungsergebnisse einer US-Studie zeigen aber, dass es auch gegen einen unleidlichen Chef probate Mittel gibt. Demnach steigerte sich das Wohlbefinden, die Arbeitszufriedenheit und die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber signifikant, wenn betroffene Angestellte Demütigungen und Anfeindungen ihres Vorgesetzten nicht einfach hinnahmen, sondern ihren Chefs Konter gaben. Wer demnach Herabwürdigungen seines Chefs beispielsweise mit Ignorieren, Nichtzuhören bzw. demonstrativem Nicht-verstehen-Wollen begegnet, empfindet sich nicht als Opfer. Die Betroffenen fühlen sich insgesamt besser.
Auch die Anstrengungen im Job zurückzufahren und maximal Dienst nach Vorschrift zu machen, bietet sich laut Studienautor Bennet Tepper als Strategie gegen feindselig agierende Führungskräfte an.
Sieben Monate später nahmen dieselben Studienteilnehmer an einer Befragung zur Jobzufriedenheit, Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber, zu psychologischem Stress und negativen Gefühlen teil. Jene, die – passiven –Widerstand leisteten, erlitten nach eigener Einschätzung keine negativen Konsequenzen, so Tepper. Eine sieben Monate später durchgeführte Analyse ergab zudem, dass sich dieser Widerstand nicht negativ auf die Karriere auswirkt.
Neun Prozent unzufrieden
Für Chefs ein Trost: In Österreich vergibt fast jeder zweite Arbeitnehmer seinem Vorgesetzten Bestnoten, fast gleich viele sind immerhin einigermaßen zufrieden. Nur neun Prozent finden ihren Chef nicht erquicklich. Die besten Noten verteilten Beschäftigte mittleren Alters.