Besser auf den Skipisten als am Börsenparkett

Markt / 17.02.2015 • 22:20 Uhr
Anna Fenninger fuhr bei der Ski-Weltmeisterschaft in Vail und Beaver Creek mit Head-Ski aufs Podest. Foto: APA
Anna Fenninger fuhr bei der Ski-Weltmeisterschaft in Vail und Beaver Creek mit Head-Ski aufs Podest. Foto: APA

Während Head bei  der WM abräumt, verschwindet Aktie nach 15 Jahren von Wiener Börse. Laute Kritik.

Kennelbach. (VN-reh) Goldig lief es für Head bei der gerade zu Ende gegangenen Ski-WM in den USA. Drei Gold-, drei Silber und fünf Bronzemedaillen wurden mit Head-Ski gewonnen. Damit belegte man Platz eins aller Skimarken. Positive Effekte sollen daraus am amerikanischen Markt resultieren, sind sich die Verantwortlichen sicher. Eine andere, weniger positive Geschichte, die den Sportartikelhersteller schon seit Monaten beschäftigt, ist nun Ernst geworden. Die Wiener Börse wirft den Kennelbacher Konzern vom Börsenparkett. Kurzum: Es kommt zum „Delisting“ – börsensprachlich für „die Aktie wird vom Handel entfernt“.

Brief kam im Oktober

Angefangen hatte alles im Oktober letzten Jahres, als die Wiener Börse einen Brief schrieb. Darin hieß es, das registrierte Grundkapital von Head liege unter dem gesetzlich erforderlichen Ausmaß. Sollte dieses bis Ende des Jahres nicht erhöht werden, werde die Zulassung zur Börse widerrufen. Dabei dauert dieser Zustand bereits seit dem Jahr 2007 an, nur hatte es bei der Wiener Börse bis dato niemand bemerkt. So weit so schlecht. Sogleich nach dem Schreiben wurde versucht, diesen Umstand zu beheben. Es wurde eine Hauptversammlung einberufen, doch die Mehrheit sprach sich gegen eine Erhöhung aus. „Somit war der Schritt der Wiener Börse zu erwarten“, erklärt Head-Finanzvorstand Günter Hagspiel im VN-Gespräch.

Letzter Handelstag in Wien ist der 31. März 2015. Und dann? Dann bleiben Aktionäre zwar auch weiterhin Aktionäre. Doch können sie ihre Papiere nicht mehr an der Börse verkaufen. Entweder überlassen sie ihre Papiere einem Großaktionär zu dessen Konditionen, oder sie versuchen, die Papiere über eine Internet-Handelsplattform zu verkaufen. Für Head entfallen durch das Delisting die Pflichtveröffentlichungen.

Zuletzt kaufte Head im Rahmen eines Aktienrückkaufprogramms im November 4.844.162 Head-Aktien zum Preis von je 1,60 Euro von den Aktionären zurück. De facto liegt der „Free Float“ – also der Streubesitz – bei Head nun unter drei Prozent (2,95 Prozent). Es sei also ohnehin nicht viel gehandelt worden, sagt Hagspiel. 66,28 Prozent der Aktien gehören der ECJ Foundation des Firmengründers Johan Eliasch und 30,49 Prozent dem Unternehmen selbst.

Scharfe Kritik

Harte Kritik kommt indes von Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger. Er scheint wohl kein großer Fan von Kernaktionär und CEO Johan Eliasch zu sein. „Es war von Anfang klar, dass Herr Eliasch für den Streubesitz wenig übrig gehabt hat. Der Streubesitz stellte das Risikokapital zur Verfügung, erfuhr aber keine adäquate Verzinsung oder Kurssteigerungen. Die Leute haben sich von der Marke beeindrucken lassen.“

„Aktionäre haben verloren“

Der Präsident des Interessenverbands für Anleger (IVA) geht in seiner Kritik sogar noch weiter: Es verlasse einer die Börse, der den Streubesitz „nur als nützliche Idioten behandelt hat“. Johan Eliasch sei ein Egomane, er sei „nicht jemand, der Substanz und Gewinn fair mit den Aktionären teilen wollte, sondern einer, der primär egozentrische Überlegungen im Vordergrund gehabt hat“. Und: „Mit Eliasch haben die Aktionäre nur verloren, obwohl sich der Konzern phasenweise gar nicht so schlecht entwickelt hat“, bemerkt Rasinger. Head sei ja eine gute Marke. Der Rausschmiss aus der Börse sei „nur ein konsequenter Endpunkt einer unerfreulichen Entwicklung“.

Der Börsengang der Head-Aktie erfolgte im Herbst 2000. Der Emissionskurs lag damals bei 11,30 Euro. Seither ging die Aktie auf Talfahrt. Zum Vergleich: Gestern notierte das Papier bei 1,35 Euro. Der Erlös aus dem Schritt auf das Börsenparkett betrug 270,6 Mill. Euro.