Dorfläden segeln unter gemeinsamer Flagge

Markt / 23.02.2015 • 19:26 Uhr
Die Familie Schwendinger betreibt in Dornbirn-Watzenegg Vorarlbergs ersten Vorzeige-Dorfladen. Foto: Kopf  
Die Familie Schwendinger betreibt in Dornbirn-Watzenegg Vorarlbergs ersten Vorzeige-Dorfladen. Foto: Kopf  

Die Vorarlberger Dorf­läden wollen mit gemeinsamem Logo und speziellem Angebot punkten.

Dornbirn. (VN-sca) In Watzenegg steht der Musterladen.
So ähnlich könnten schon bald alle Dorfläden auf ihr Angebot aufmerksam machen: In den Farben rot und grün mit einer Einkaufstasche, in der das Land Vorarlberg steckt, deklarieren sich die Kaufleute und Genossenschaften, Vereine und Initiativen quasi als eigene Handelskette, die neben dem Basisangebot, das die Nahversorgung in den Gemeinden gewährleistet, regionale Schmankerl bietet, die es nur bei ihnen und sonst nirgends gibt.

Intensive Befragung

In den vergangenen Monaten hat der Verein „Dörfliche Lebensqualität und Nahversorgung“ in intensiven Gesprächen die Bedürfnisse und Wünsche sowie die Situation von 44 Dorfläden, die einen Betriebskostenzuschuss des Landes Vorarlberg erhalten, ermittelt. Wichtigstes Ergebnis dieser Umfrage ist die Schaffung einer gemeinsamen Marke, die die Lebensmittelgeschäfte in den kleinen Gemeinden quasi als eigene Kette kennzeichnet. Damit verbunden ist ein ganzes Bündel weiterer Maßnahmen, z. B. eigenes Werbematerial oder eigene Angebote, die sonst nirgends zu finden sind. Die eigene Marke ist für 52,5 Prozent der Befragten außerordentlich wichtig, für 17,5 Prozent immer noch ziemlich wichtig. Und auch das neue Erscheinungsbild, das am Montag im Dorfladen Schwendinger im Dornbirner Ortsteil Watzenegg präsentiert wurde, kommt gut an: Knapp 90 Prozent der Vereinsmitglieder sind damit zufrieden.

83 Prozent der Nahversorger stellten aber auch fest, dass sie ohne die Nahversorgungsförderung des Landes nicht überleben könnten. Übrig bleibt jedenfalls nicht viel. 14.000 Euro machen sie durchschnittlich Gewinn im Jahr, „davon kann man nicht leben“, stellt Vereinsgeschäftsführer Karlheinz Marent fest. Pro Einwohner im Einzugsgebiet beträgt der jährliche Umsatz 1155 Euro. Die Nachfrage nach regionalen Produkten bei den Kunden sei groß, sagen über 90 Prozent der „Dorfversorger“, auch die Bereitschaft, dieses ins Sortiment zu nehmen beträgt 54,7 Prozent, aber es gebe zu wenig Produzenten.

Auch eine Neuausrichtung beim Einkauf wünschen sich die geförderten Geschäfte: 72,5 Prozent würden sich an einem zentralen Einkauf der Dorfläden beteiligen, so die Studie. Gar nicht glücklich sind über 50 Prozent der Läden über Preisaktionen ihres Großhändlers, die, so Marent, für die meisten ein Verlustgeschäft seien. Vielmehr streben sie in diesem Bereich mehr Eigenständigkeit an. Der Musterdorfladen Schwendinger hat das bereits gemacht und sich zumindest aus dem Werbeverbund der ADEG-Kaufleute verabschiedet. Mit einem eigenen Heft stärkt er bereits sein Markenprofil als regionaler Nahversorger. Als Lieferanten sind die Großhändler Spar, ADEG und Wiedl aber laut Umfrage weiterhin hoch geschätzt.

Die Dorfläden

» Netto-Umsatz: durchschnittlich 560.000 Euro

» Gewinn vor Steuer: durchschnittlich 14.000 Euro

» Umsatz pro Einwohner im Einzugsgebiet: 1155  Euro/Jahr

» Mitarbeiteranzahl insgesamt: 148

» Nachfrage lokale Produkte: 90,7 %