Tankstellenbetreibern bleibt ein Cent pro verkauftem Liter Sprit

Geringe Margen und Energieeffizienzgesetz werden für viele zum Sargnagel.
Schwarzach. (VN-reh) Tanken wurde im Vergleich zum Vorjahr deutlich billiger. Die Autofahrer freut’s. Für die Tankstellenbetreiber im Land bleibt die wirtschaftliche Situation aber schwierig. Denn sie verdienen am verkauften Sprit kaum etwas. Das belegt eine neue Studie von Wood Mackenzie für das Jahr 2014: Nur in wenigen Ländern Europas sind die Ertragsmöglichkeiten beim Kraftstoffverkauf so gering wie in Österreich. Die Handelsspanne bei Benzin betrug im Vorjahr 10,05 Cent pro Liter, bei Diesel waren es 10,77 Cent. Bei Eurosuper belegt Österreich damit Platz 14 von 16 untersuchten Ländern, bei Diesel den 13. Platz. Die höchsten Brutto-Margen pro Liter können übrigens seit Jahren in Norwegen (Eurosuper 22,51 Cent; Diesel 18,47 Cent) erreicht werden. Der Tankstellenbetreiber erhält von diesen Bruttomargen allerdings nur einen geringen Teil. Denn davon sind sämtliche Investitionen und Ausgaben zu decken, die durch den laufenden Betrieb anfallen. Was übrig bleibt sind, zwischen ein und zwei Cent pro Liter. Kaum verwunderlich also, dass viele Betreiber um ihre Existenz kämpfen, denn allein vom Treibstoffverkauf kann kaum jemand leben.
„Ruinöser Wettbewerb“
Die Mineralölindustrie sieht den Hauptgrund für die niedrigen Spannen im ruinösen Wettbewerb. Die Unternehmen würden aufgrund des Preiskampfes am Minimum oder kurzfristig sogar darunter kalkulieren, erklärt Christoph Capek, Geschäftsführer des Fachverbandes der Mineralölindustrie.
Aus diesem Grund versuchen die Unternehmen über zusätzliche Dienstleistungen, wie Autowäsche, Shop- und Gastroangebote, ihre Kosten zu decken, oder die Mineralölkonzerne rüsten Standorte auf unbemannte Automatentankstellen um, um die Betriebskosten möglichst gering zu halten. Das hat bereits viele Pächter um ihre Existenz gebracht.
Dem nicht genug, ist seit heuer das Energieeffizienzgesetz in Kraft. Damit werden Energielieferanten jährlich zur Einhaltung von Energieeinsparungsmaßnahmen in Höhe von 0,6 Prozent des Energieabsatzes verpflichtet. Konkret müssen also die Betreiber nachweisen, dass ihre Kunden Energie einsparen. Das ist, als ob man von einem Metzger verlangt, seinen Kunden zu einer fleischlosen Ernährung zu raten, brachte es unlängst ein Experte auf den Punkt.
Spritpreis
Wie setzt sich der Kraftstoffpreis zusammen?
Ein sehr großer Teil des Kraftstoffpreises sind Steuern und Abgaben an den Staat: etwa 49 Prozent in Form der 20-prozentigen Umsatz- und der Mineralölsteuer. Der Produktpreis liegt bei rund 45 Prozent. Der Rest ist die Bruttomarge (Handelsspanne). Diese muss alle Kosten der Tankstellen sowie Marketing und Vertriebsaktivitäten der Mineralölfirmen decken.