Mit kleinen Schritten zurück ins Leben

Vorarlberger entwickelt mit Partner Therapiegerät, um Gehfähigkeit wiederzuerlangen.
Schwarzach. (VN-reh) Gehen zu können ist für die meisten Menschen ganz selbstverständlich. Anders für jene, die nach einem Unfall oder Schlaganfall an den Rollstuhl gebunden sind. Sind die Nervenbahnen noch intakt, kann das Gehirn das Gehen aber wieder erlernen. Hier kommen zwei junge Unternehmer mit ihrer Firma „sch.epp“ ins Spiel. Per Pedes ist lateinisch und bedeutet zu Fuß. „PerPedes“ heißt auch das Produkt des Vorarlbergers Christof Hepp, der mit seinem Partner Martin Schörgendorfer ein Therapiegerät entwickelt hat, mit dessen Hilfe Patienten mit verschiedenen Krankheitsbildern wie Schlaganfall, Multiple Sklerose oder Parkinson die Gehfähigkeit wiedererlernen können.
Schon bevor „PerPedes“ entwickelt wurde, waren die beiden Jungunternehmer an der Entwicklung eines Gangrehabilitationssystems beteiligt. Das war zwar gut, aber recht teuer. 2011 kam ein Neurologe auf sie zu. Mithilfe seiner Praxis-Erfahrungen aus der Therapie entstand dann „PerPedes“, das im Vergleich zum Vorgängermodell auf den Endeffektor-Ansatz setzt. Heißt, auf die Bewegung über das „letzte“ Glied der Bewegungskette – also die Fußsohle. Erstmals kann die Gehbewegung korrekt dargestellt werden. Indem das Gehen immer wieder trainiert wird, hat das Gehirn die Möglichkeit, sich wieder daran zu „erinnern“.
Weitere Besonderheiten: Das Gerät kann den Patienten im Rollstuhl abholen. Sein Gewicht übernimmt ein Kran. Die Gewichtsentlastung kann zwischen 0 und 100 Prozent variiert werden. Das Becken kann während der Therapie aktiv bewegt oder gestützt werden. Die Schritt- und Spurweite des Patienten kann individuell angepasst werden. Es ist also auch für Kinder geeignet. Klinische Studien haben den Endeffektor-Ansatz bereits positiv bewertet und auch das Feedback von Therapeuten und Neurologen sei sehr gut, sagt Hepp. Unlängst wurde „PerPedes“ bei der Medizinmesse Medica in Düsseldorf sowie der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation in Singen vorgestellt.
Der Preis liegt dabei deutlich unter jenem der Mitbewerber. „Beim Marktführer kostet das Gerät 240.000 bis 300.000 Euro, bei uns 130.000 Euro“, erklärt Hepp. Möglich ist das durch die Technik. In einem herkömmlichen Gerät werden bis zu acht Motoren verbaut, die die Gehbewegung stimulieren. Hepp und Schörgendorfer haben indes ein spezielles Getriebe entwickelt, das für die Gehbewegung sorgt.
80 Stück als Ziel
Aktuell steht die sicherheitstechnische Basisprüfung an. Danach soll das Gerät in Serie gefertigt werden. Das Ziel der Unternehmer, die ihren Firmensitz im steirischen Leoben haben, liegt bei 80 Stück bis zum Jahr 2019/2020. Das hänge auch davon ab, wie sich der Markt USA entwickle.
Finanziert haben Hepp und Schörgendorfer ihre Entwicklung bislang mit Förderungen und Preisgeldern. Nun soll auch mit privaten Investoren verhandelt werden, damit das Gerät dorthin kommt, wo es gebraucht wird – direkt zum Patienten.