“In BayWa steckt großes Stück Lagerhaus drin”

Markt / 24.04.2015 • 19:18 Uhr
Walter Eiben betreut mit der BayWa Vorarlberg fünf Sparten. Darunter auch den Baustoffhandel, wo der größte Teil des Umsatzes mit Bauunternehmen gemacht wird.  Fotos: VN/Steurer
Walter Eiben betreut mit der BayWa Vorarlberg fünf Sparten. Darunter auch den Baustoffhandel, wo der größte Teil des Umsatzes mit Bauunternehmen gemacht wird. Fotos: VN/Steurer

Lauterach. Walter Eiben ist Geschäftsführer der BayWa Vorarlberg. Im Interview spricht er über den Faktor Regionalität, die Ausbaupläne in Rankweil und wie selbstständig man in einem Konzern agieren kann.

Die Baywa wird von den meisten Menschen mit dem großen Garten- und Hobbymarkt in Lauterach in Verbindung gebracht. Das ist aber nur ein Geschäftszweig ihres Unternehmens…

Eiben: Wir haben insgesamt fünf Sparten. Es gibt den Agrarbereich, den wir zentral von Lauterach betreuen –­ dazu gehören auch die vier kleinen Standorte in Rankweil, Bludenz, Schruns und Frastanz – sowie den Agrargroßhandel, mit dem wir unter anderem die Lagerhäuser beliefern. In der Sparte Baustoffe machen wir den überwiegenden Teil des Umsatzes mit Bauunternehmen. Der Bau- und Gartenmarkt ist sehr gut etabliert und bekannt. Dazu kommen noch der Mineralölhandel sowie die BayWaLAMAG mit zwei Standorten in Nenzing und Lustenau. Dort vertreiben wir Landmaschinen und Kommunaltechnik. Dort sind wir auch führend in Vorarlberg.

Der Umsatz 2014 ging um knapp vier Prozent zurück. Mit welchen Ihrer Sparten sind Sie umsatz- und ertragsmäßig am zufriedensten?

eiben: Der Mineralölhandel ist umsatzmäßig am stärksten, nicht aber vom Ertrag, weil die Margen sehr gering sind. Der gesamte Umsatzrückgang der BayWa Vorarlberg 2014 von 3,9 Prozent kommt auch vom massiven Preisverfall bei Heizöl und Diesel. Von der Menge haben wir nichts verloren, aber es fehlen die Euros beim Umsatz.

Das Lagerhaus war ein Auslaufmodell, warum funktioniert denn das Nachfolgeunternehmen so gut?

eiben: Die Struktur war zu Beginn vor 20 Jahren sehr feingliedrig, also auch nicht überlebensfähig. Darum hat sich die Raiffeisenlandesbank damals auch einen Partner gesucht: die BayWa. Dann hat man sich überlegt, was könnten Strukturen sein, die langfristig Bestand haben. Naheliegend war, dass man über Konzepte nachdenkt und Erfahrungen einbringt. Es war klar, Lauterach ist ein idealer Schwerpunktstandort. Von hier aus haben wir uns dann entschieden, uns auf den Agrarhandel zu konzentrieren sowie den Baustoff- und Mineralölhandel zu eröffnen. Vorarlberg liegt uns am Herzen, also die Versorgung in der Region. Darum haben wir auch kleine Standorte übers Land verteilt. Solange es geht, wollen wir diese auch erhalten. Auf der anderen Seite ist der Gartenmarkt ein Großflächengeschäft, da müssen wir in der Größenordnung mithalten. Aber wir sind dabei trotzdem regional verwurzelt und ausgerichtet. Das ist die Besonderheit der BayWa im Vergleich zu anderen Filialbetrieben.

In Rankweil soll am Standort der Gärtnerei Geringer investiert werden. Wie sieht da der aktuelle Stand aus?

eiben: Wir sind auf der Zielgeraden, es ist weitestgehend auf dem Gleis. Es liegt noch an widmungs- und verkehrstechnischen Themen. Aber ich gehe davon aus, dass wir heuer soweit sind, um unsere Pläne umzusetzen. Herr Herbert Geringer und wir sind uns vom Betriebskonzept sehr ähnlich, und letztlich ist es eine Zusammenführung von zwei auf einen großen Standort. Denn wir haben schon einen Standort in Rankweil, der aus allen Nähten platzt. Wir übernehmen auch alle Mitarbeiter.

Zuvor gab es immer wieder Kritik und Befürchtungen von Anrainern. Sind diese nun ausgeräumt?

Eiben: Viele hatten Bedenken, denn wenn man BayWa hört, hat man Lauterach mit seiner Frequenz vor Augen. Der Betrieb Rankweil ist aber sehr viel kleiner. Für uns bleibt es ein Nahversorger für die Region Rankweil. Wir planen in etwa mit dem gleichen Umsatzvolumen, wie es Herr Geringer schon hatte.

In der Zentrale in Lauterach hat BayWa noch nicht die volle Fläche ausgeschöpft. Sie könnten noch von 8500 auf 10.000 Quadratmeter Handelsfläche ausbauen. Gibt es dafür schon konkrete Pläne?

eiben: Wir haben noch Spielraum, aber auch nicht mehr viel. Unsere Strategie ist es, die hohe Qualität in Beratung und Sortiment kontinuierlich weiterzuentwickeln. Größe allein zählt für uns nicht. Darum halten wir noch gerne etwas in der Rückhand. Kurzfristig gesehen denken wir daher nicht an eine Erweiterung.

Wie groß ist der Einfluss des deutschen BayWa-Konzerns auf die Geschäfte in Vorarlberg?

eIben: Wir haben hier in Vorarlberg viel Spielraum. Die BayWa AG ist eine Konzernstruktur und wird in Deutschland in einer Filialstruktur betrieben. Vom Betriebstyp her kann man uns in Österreich mehr mit Lagerhaus vergleichen. Wir heißen zwar BayWa, aber es steckt auch ein großes Stück Lagerhaus drin. Letztlich können wir in unserer Struktur sehr gut agieren. Das macht es eben auch aus, weil wir uns dadurch sehr regional am Markt aufstellen können.

Ich habe vom Lehrling bis zum Geschäftsführer alle Schritte in der gleichen Firma absolviert.

Der Bau- und Gartenmarkt in Lauterach wird täglich sehr gut frequentiert.
Der Bau- und Gartenmarkt in Lauterach wird täglich sehr gut frequentiert.

Kennzahlen

BayWa Vorarlberg HandelsGmbH

» Gegründet 1995

» Mitarbeiter: 190 (davon 22 Lehrlinge)

» Umsatz: 72 Mill. Euro (- 3,9 %)

» Geschäftsführung: Walter Eiben

» Gesellschafter: BayWa Deutschland (51 %), Raiffeisenlandesbank Vorarlberg Waren- und Revisionsverband (49 %)

» Standorte: Lauterach (Zentrale), Rankweil, Bludenz, Schruns, Lustenau, Nenzing, Frastanz

» Sparten: Bau- und Gartenmarkt, Agrarhandel, Mineralölhandel, Baustoffhandel, Land- und Kommunalmaschinen

Zur Person

Walter Eiben

Geschäftsführer der BayWa Vorarlberg HandelsGmbH

Geboren: 2. 1. 1961

Ausbildung: Ausbildung zum Kaufmann bei der damaligen Württembergischen Warenzentrale WLZ Raiffeisen AG; Handelsfachwirt

Laufbahn: Wechsel in die Zentrale nach Stuttgart (Vertriebsleiter, Leiter für Baustoffhandel in Württemberg), nach der Fusion von BayWa und WLZ Wechsel nach München (Projektmanagement; Beteiligungen); seit 2006 Geschäftsführer der BayWa Vorarlberg

Familie: verheiratet, zwei Töchter