Beständigkeit in einem engen Korsett

Raiffeisenbank in schwierigem Umfeld mit Geschäftsjahr zufrieden. Mehr Kredite vergeben.
Bregenz. (VN-reh) Seit der Lehman-Pleite ist in der Finanzwelt nichts mehr wie es war. Sieben Jahre sind seither vergangen, und die Banken müssen mit den daraus entstandenen Konsequenzen leben. Egal ob Groß- oder Regionalbank – Regeln gelten für alle die gleichen. Als „Korsett der Regulatorik“ bezeichnete das Raiffeisen-Vorstandsvorsitzender Wilfried Hopfner bei der Präsentation der Bilanzzahlen. Dazu kommt der Schweizer-Franken-Kurs genauso wie die extrem niedrigen Zinsen, die das Bankenleben erschweren.
In Anbetracht dieser ganzen Rahmenbedingungen konnten Wilfried Hopfner, die Vorstände Johannes Ortner und Michael Alge sowie Richard Erne, Vorstand der Raiba Feldkirch, ein aus ihrer Sicht erfreuliches Ergebnis für die Raiffeisen Bankengruppe Vorarlberg präsentieren. Es gab eine leichte Steigerung bei der Bilanzsumme sowie einen minimalen Rückgang beim Betriebsergebnis. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit reduzierte sich zwar um 19,5 Prozent auf 57,4 Millionen Euro. Allerdings gab es 2013 Sondereffekte durch den Verkauf von Verbundunternehmungen an die Raiffeisen Zentralbank (RZB) in Höhe von 12,4 Millionen Euro. Um diese Sondereffekte bereinigt, gab es beim EGT eigentlich nur ein Minus von 2,5 Prozent. Dazu wurden mehr Kredite an Private und Unternehmen vergeben.
Trotz der weltweiten Turbulenzen sei Vorarlberg zwar noch ein Hort der Stabilität, merkte Michael Alge an. Es gebe viele Großunternehmen, denen es gut gehe, der Tourismus entwickle sich positiv, genauso wie die KMU, die sich stark und robust zeigen. Nur, ganz abkoppeln vom Weltgeschehen könne man sich trotzdem nicht.
Niedrigzinsen als Problem
Eben auch nicht von der Niedrigzinspolitik, die die Zinsspanne der Bank senke und dadurch den Ertragsdruck erhöhe. Wenn man bedenke, dass mit der Zinsspanne Gehälter, der technische Fortschritt, die Einhaltung der Liquiditätsvorschriften, das Bankstellennetz und nicht zuletzt die Risikovorsorge im Kreditgeschäft bestritten werde, könne es auch nicht sein, dass man einen Kreditnehmer mit einer Gutschrift dafür belohne, dass er einen Kredit aufnimmt, sagte Vorstand Johannes Ortner in Bezug auf die aktuelle Diskussion. Auf sinkende Erträge und höhere Kosten durch Regulativen reagiert die Bank mittels Einsparungen und Kostenbewusstsein. Die Anpassung an eine zunehmende Technologisierung bedeute zudem, die bestehende Filialstruktur zu überdenken. Dass man in fünf Jahren noch 90 Bankstellen im Land habe, sei sehr unwahrscheinlich, bemerkte Wilfried Hopfner.
Für das laufende Geschäftsjahr 2015 erwartet er sich „vertretbare Ergebnisse“. Ein Grund für die verhaltene Einschätzung ist die Situation rund um die RZB/RBI. Denn nach Jahren mit hohem Wachstum und Dividenden hat sich die Situation umgekehrt. Die Bedingungen in Osteuropa und die Regulatorien werden die Dividenden nicht mehr in gewohnter Höhe an die Landesbanken fließen lassen.
Fakten
Raiffeisen Bankengruppe Vorarlberg 2014
» Bilanzsumme:
11,169 Milliarden Euro (+ 0,5 %)
» Einlagen von Kunden:
7,482 Milliarden Euro (- 0,6 %)
» Forderungen an Kunden: 6,968 Milliarden Euro (+ 4,7 %)
» verwaltetes Kundenvermögen: 11,027 Milliarden Euro (- 0,5 %)
» Ergebnis nach Risiko (EGT):
57,4 Millionen Euro (-19,5 %)
» Gesamtkapitalquote: 13,6 %