Bludesch: 80.000 Euro kostet die Umschuldung

Gemeinde Bludesch hat ihre Frankenkredite abgestoßen: „Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende.“
Bludesch. (VN-tmh) „Man darf den Entscheidungsträgern von damals sicher keinen Vorwurf machen“, nimmt Bürgermeister Michael Tinkhauser seine Vorgänger in der Gemeindestube in Schutz. Ab Mitte der 90er-Jahre sei es eben „usus“ gewesen, Kredite in Schweizer Franken aufzunehmen. Die Zinsbelastung war damals gegenüber dem Eurokredit auch deutlich geringer.
Über die Risiken sei man damals von den Banken zwar informiert worden – eine echte Beratung zur laufenden Entwicklung allerdings habe es seitens der Banken nie mehr gegeben, kritisiert Tinkhauser. So kommt der Blumenegg-Gemeinde das vermeintlich billige Geld heute teuer zu stehen.
Am 15. Jänner dieses Jahres stellte die Schweizer Nationalbank die milliardenschwere Kursstützung bekanntlich ein. Mit diesem Tag hat sich der Schuldenstand der Gemeinde Bludesch vom einen auf den anderen Tag um fast 150.000 Euro erhöht: Fast eine Million Schweizer Franken waren zu diesem Zeitpunkt nämlich noch offen.
Planungssicherheit
Nach intensiver Analyse und Abwägung möglicher Vor- und Nachteile gemeinsam mit Fachleuten hat sich die Bludescher Gemeindevertretung nun dazu entschlossen, die noch offenen Frankenkredite ein für alle Mal loszuwerden und stattdessen auf fixverzinsliche Eurokredite zu konvertieren. Der Verlust aus den Frankengeschäften beträgt – abzüglich der „Gewinne“ aus den günstigeren Zinsen – 80.000 Euro, rechnet die Bludescher Finanzexpertin Carolin Neyer vor.
Teurer Schritt
„Natürlich wissen wir nicht, was die Zukunft bringt. Es könnte sich ja die Franken-Situation wieder verbessern, aber auch das Gegenteil kann der Fall sein“, argumentiert Tinkhauser den teuren Schritt, „dafür haben wir jetzt Planungssicherheit für viele Jahre, und das ist mir sehr wichtig“, so der Bürgermeister.
Keine Empfehlung
Die meisten anderen Gemeinden Vorarlbergs – das ergab eine kurze Umfrage der VN zu diesem Thema – gehen diesen „Bludescher Weg“ nicht mit und bleiben bis dato im Franken. In den Nachbarorten Nenzing und Thüringen beispielsweise deswegen, weil die Kredite schon fast getilgt sind und nur noch kurze Restlaufzeiten bestehen.
Welcher Weg der richtige ist, dazu kann auch der Gemeindeverband keine Empfehlung abgeben: Otmar Müller verweist darauf, dass die Situation in jeder einzelnen Gemeinde eine andere ist: Laufzeiten der Kredite, die Konditionen, die Gesamtschuldensituation und andere Faktoren sind sehr unterschiedlich. Sich bei Bankinstituten konkrete Angebote für langfristige Eurokredite als Alternative zu den Franken-Schulden einzuholen, wäre aber jedenfalls eine wichtige Entscheidungsgrundlage.
Die Franken-Situation kann sich wieder verbessern, aber auch das Gegenteil ist jederzeit möglich.
Michael Tinkhauser
