Das Handy wird zum Ausweis

Österreichische Staatsdruckerei reagiert auf die zunehmende Digitalisierung.
Schwarzach. Wer an die Österreichische Staatsdruckerei denkt, hat oft ein falsches Bild im Kopf. „Viele Menschen denken, wir drucken das Geld“, nennt Geschäftsführer Lukas Praml im VN-Gespräch ein Beispiel. Der Name an sich sei Fluch und Segen zugleich. Vorteil sei das große Vertrauen, das man genießt, zugleich wirke man oft aber etwas angestaubt. Doch das scheint nur so. Denn mittlerweile hat man sich vom reinen Druckhaus zum Hochsicherheitsdienstleister gewandelt. Die Staatsdruckerei produziert neben Gutscheinen und Kunstbriefmarken hochsichere Identitätsdokumente wie Reisepässe, Personalausweise, Führerscheine oder Visa.
Internationale Kunden
Die Kunden sitzen allerdings nicht nur in Österreich, sondern auf fünf Kontinenten. Auch das wissen nicht viele. Geliefert wird an Staaten, die Reisepässe oder ganze Reisepasssysteme brauchen. Normalerweise werden dorthin unpersonalisierte Reisepässe verkauft. Immer öfters wird aber auch das entsprechende Registersystem nachgefragt. Auch beim Reisepass in Österreich hat sich viel getan. Seit dem Jahr 2006 ist ein Chip integriert und die Personalisierung erfolgt zentral in der Staatsdruckerei. Sie bekommt alle Datensätze für den Pass ins Haus und verarbeitet sie. Dabei ist Sicherheit natürlich die oberste Prämisse. „Die Datensätze werden sofort danach gelöscht. Es ist noch kein einziger davon verloren gegangen“, betont Praml. Der Vorteil der Personalisierung sei dann auch, dass der Pass dadurch für Fälscher entwertet ist.
Reisepass bleibt
Geben wird es den Reisepass noch sehr lange, ist Geschäftsführer Praml überzeugt. Denn er sei einer der wenig hoch standardisierten Produkte, der in 150 Ländern der Welt anerkannt werde. Dennoch bleibt man in der Österreichischen Staatsdruckerei am Puls der Zeit.
Identität am Smartphone
Aktuell unterstützen die Fachleute der Staatsdruckerei ein Forschungsprojekt der FH Hagenberg. Dort wird daran gearbeitet, Identitätsausweise auf das Smartphone zu bringen. Hier sei man europaweit ganz vorne mit dabei. Bereits im Herbst wolle man ein erstes Demo präsentieren, erzählt Lukas Praml. Wichtig dabei sei neben der Sicherheit auch die leichte Bedienbarkeit. Für Praml langfristig ein großer Trend, dass Bankomatkarte, Pass, Kundenkarten und Kreditkarten aufs Handy wandern. „Wir gehen nicht den Kodak-Weg und sagen, es wird immer Filme geben“, erklärt er den Grund, wieso man die Digitalisierung im Haus sehr ernst nimmt. Nichtsdestotrotz nehme man Neues zwar dazu, ohne jedoch Altes abzulegen. „Man kann die Entwicklungen nicht ignorieren, aber es gibt kein Muss. Jeder, der den normalen gedruckten Reisepass will, bekommt ihn auch nach wie vor“, betont der Geschäftsführer.
Unsicherheitsfaktor Passwort
Der größte Unsicherheitsfaktor im Internet ist für Lukas Praml indes das eigene Passwort. Denn sie werden gestohlen und für kriminelle zwecke missbraucht. „Oft wird gar nicht daran gedacht, was durch einen Identitätsdiebstahl alles passieren kann“, sagt Praml. Die Staatsdruckerei arbeitet deshalb in der weltweiten FIDO-Allianz mit. Zusammen mit schillernden Namen wie Google, Microsoft oder Samsung. Ziel der Gruppe ist es, das Passwort zurückzudrängen beziehungsweise Alternativen zu finden. Der Fingerprint hat sich beispielsweise bereits in den neuesten Handy-Generationen bewährt.
Gutes Geschäftsjahr
Ganz auf Wachstum stand das abgelaufene Geschäftsjahr 2014/15. Der Umsatz der börsennotierten privaten Staatsdruckerei stieg auf knapp 36 Mill. Euro. Das Betriebsergebnis legte ebenso zu wie der Jahresüberschuss. Ein Erfolgsfaktor war dabei vor allem das Projektgeschäft im Ausland. So wurde beispielsweise ein Zentralregister für Bosnien und Herzegowina installiert sowie ein Personalisierungssystem für die Malediven geliefert. Ansonsten sei man stark abhängig von den Reisepasszahlen. Auch hier war 2014/15 ein starkes Jahr. Ein Mega-Passjahr wird übrigens wieder 2020 erwartet. Denn nachdem im Jahr 2000 die Gebühren erhöht wurden, legten sich viele Österreicher einen neuen Pass zu. Und dieser ist bekanntlich immer nur zehn Jahre gültig.
Wir nehmen neues dazu, ohne das alte abzulegen.
Lukas Praml
Fakten
Geschäftsjahr 2014/15
» Umsatz: 35,8 Mill. Euro (+ 5 %)
» Betriebsergebnis (Ebit): 5,6 Mill. Euro (Vorjahr: 4,9 Mill.)
» Exportanteil: 16 Prozent (Vorjahr: 14,2 Prozent)
» Jahresüberschuss: 4,2 Mill. Euro (Vorjahr: 3,5 Mill.)
» Dividende: 0,45 Cent pro Aktie (Vorjahr: 35 Cent)