Vier Holzbau-Riesen wachsen in den Himmel

Premiere: Kaufmann Bausysteme realisiert ersten Sechsgeschoßer komplett in Holz.
Reuthe. 60 Prozent der Steiermark bestehen aus Wald und dieser ist mit rund 55.000 Arbeitsplätzen zugleich auch der größte Arbeitgeber. Grund genug für das Bundesland, Holz als Baustoff eine große Bedeutung zuzumessen. Als Wohnbaulandesrat Johann Seitinger (ÖVP) 2003 sein Amt übernommen hatte, wurden nur fünf Prozent im geförderten Geschoßbau mit Holz errichtet. Heute sind es 30 Prozent. So auch beim Projekt auf dem Areal der ehemaligen Hummelkaserne in Graz Holz. Auf den Reinighausgründen entstehen derzeit 92 neue Gemeindewohnungen mit insgesamt über 5000 Quadratmetern Nutzfläche. Die vier Baukörper mit je sechs Geschoßen werden in Holzmassivbauweise gebaut. Eine Premiere. Denn es ist der österreichweit erste Sechsgeschoßer komplett in Holz. Und er entsteht zudem auch unter Vorarlberger Regie, nämlich in Gestalt der Kaufmann Bausysteme. Die Holzspezialisten aus dem Bregenzerwald realisieren das Projekt gemeinsam mit den SPS-Architekten aus Thalgau. Als die Stadt Graz den Wettbewerb für das Projekt ausrief, lautete nämlich die Devise, dass der Architekt sein Angebot gleich zusammen mit der ausführenden Firma legt.
Kostenobergrenze erreicht
„Mit SPS und Architekt Simon Speigner haben wir schon öfters zusammengearbeitet. Wir pflegen eine super Partnerschaft“, erklärt Christian Kaufmann, Prokurist und Vertriebsleiter bei Kaufmann Bausysteme gegenüber den VN. Wettbewerbsvorgabe des Bauherrn, der ENW Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft in Graz, war eine definierte Kostenobergrenze. „Da sind wir hingekommen“, freut sich Kaufmann über das gewonnene Projekt, das sich bereits in Ausführung befindet. Der komplette Holzbau soll bis August fertiggestellt sein, das Gesamtprojekt bis zum Frühjahr 2016. Die Baukosten betragen 9,5 Millionen Euro. Die Baukörper werden in Passivhausstandard ausgeführt und verfügen über eine Photovoltaikanlage.
Holzbau nicht teurer
Kaufmann fungiert dabei als Generalübernehmer. Das Unternehmen liefert also nicht nur die vorgefertigten Wand- und Deckenelemente, sondern ist zudem für die komplette Planung des Projekts verantwortlich: „Quasi unter dem Motto: Hier habt ihr ein Grundstück, ich möchte darauf ein schlüsselfertiges Haus“, erzählt Christian Kaufmann. Dadurch gebe es Kostensicherheit und nur einen Ansprechpartner für Planung und Bau, sagt er über die Vorteile und freut sich auch darüber, „dass man mit dem Projekt zeigt, dass mehrgeschoßiges Bauen mit Holz nicht teurer ist als die herkömmlichen Bauweisen“.
Zwar sei der Holzbau laut Berechnungen der ENW gegenüber der konventionellen Bauweise um rund fünf Prozent teurer. Aber man habe eine viel kürzere Bauzeit und der Bauherr daher frühere Mieterträge. „Das gleicht sich dann aus“, so Kaufmann. Dass er auch in Vorarlberg nur zu gerne so ein Projekt realisieren würde, ist kein Geheimnis. Nur sei das hierzulande leider noch nicht möglich. Bis dahin zeigt eben Graz, wie es gehen könnte.
Fakten zum Projekt
» Bauherr: ENW Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft m.b.H., Graz
» Architekt: sps architekten Thalgau, DI Simon Speigner
» Generalübernehmer: Kaufmann Bausysteme Gmbh
» Baukosten: 9,5 Mill. Euro
» Verbautes Volumen: 27.065m³ zzgl. 5728m³ Tiefgarage
» Nutzfläche: 6595m², davon Wohnnutzfläche ca. 5690m²
(92 Gemeindewohnungen zwischen 35 und 90m²)