Warmwasserspeicher “besser als Sparbuch”

Mit Innovation beim Produkt wie beim Marketing will Austria Email punkten.
Schwarzach. (VN-sca) Die Austria Email AG ist das älteste börsennotierte Unternehmen Österreichs, ein Unternehmen mit einer bewegten Geschichte, sowohl was die Produktion angeht, als auch, was die Besitzverhältnisse betrifft. Die verändern sich gerade wieder, wie der Vorstand der Austria Email AG, Martin Hagleitner (48), im Gespräch mit den VN erklärt. Noch diesen Monat soll der französische Aktionär Groupe Atlantic, der bislang 40 Prozent an dem Unternehmen hält, seine Beteiligung auf 65 Prozent aufstocken. Der bisherige Mehrheitseigentümer Treibacher Industrieholding gibt 25 Prozent von den bisher gehaltenen 51 Prozent an die Franzosen ab. Davon verspricht sich der gebürtige Bregenzer Hagleitner eine Stärkung des Unternehmens und eine Absicherung der 350 Arbeitskräfte, die hauptsächlich am Standort Knittelfeld beschäftigt sind.
Mehr Export
Hagleitner, der seit 2010 die Geschicke des Unternehmens als Vorstand führt, hofft durch die stärkere Verbindung mit der Groupe Atlantic auf stärkere Impulse im Export, nach Deutschland hofft er auch auf ein Plus in Frankreich – „außerdem ergänzen sich die Produkte unserer Unternehmen sehr gut.“ Die Austria Email, die bei älteren Menschen noch als Produzent hochwertiger emailierter Kochtöpfe in Erinnerung ist, ist inzwischen einer der führenden europäischen Hersteller von Warmwasserbereitern und der einzige Speicherhersteller mit eigener Entwicklung und Fertigung von Vlies-Isolierungen für Groß- und Pufferspeicher. Der Betrieb in Knittelfeld verfügt über das modernste Pufferboilerwerk Europas und über ein eigenes, wärmetechnisches Labor mit hochwertigen Prüfanlagen. Der neue Mehrheitseigentümer produziert großvolumige Boiler.
Schwieriger Markt
Das Traditionsunternehmen agiert in einem schwierigen Markt. Der milde Winter und der niedrige Heizölpreis haben das Interesse der Hauseigentümer an einer Sanierung ihrer Heizungen nicht gesteigert. Die Hersteller liefern sich einen harten Preiskampf und die Installationsbranche konsolidiert sich gerade, was auch nicht zu einer Umsatzsteigerung beigetragen hat. Macht unterm Strich für die Austria Email ein Umsatzminus von gut fünf Prozent auf knapp 58 Millionen Euro. Das Umsatzminus hat zwar keine Auswirkung auf die sehr gute finanzielle Basis des Unternehmens, doch hinnehmen will Hagleitner das nicht einfach.
Mit Innovation wird deshalb auch im Marketingbereich gearbeitet. Martin Hagleitner setzt dabei nicht wie in der Branche üblich auf die technischen Eckdaten der Produkte – er vergleicht die Investitionen in eine Sanierung der Wärmequellen mit den aktuellen Renditen von Sparbüchern und anderen Kapitalanlagen. Und schlägt sie mit Bravour. Das muss aber auch beim Endkunden ankommen, einer Gruppe, die bislang nicht unbedingt im Fokus der Marketingmaßnahmen gestanden ist, weil der Boiler-Hersteller stark mit den Handwerksbetrieben und dem Großhandel zusammenarbeitet.
Neuer Warmwasserbereiter bringt mehr als Kapitalanlage.
Martin Hagleitner
Fakten
Austria Email AG
» gegründet 1855, 1979 Einstellung der Produktionssparte Emailgeschirr
» Vorstand: Martin Hagleitner (seit 2010), Walter Persch (seit 2007)
» Mitarbeiter: 350 im Werk Knittelfeld und österreichweit im Service
» Umsatz 2014: 59 Mill. Euro (-5 %)
» Export: 35%, 25 Exportmärkte