1,2 Milliarden landeten in Kassen der Geschäfte

Vorarlberger Einzelhandel freut sich über Umsatzplus, warnt aber vor Verdrängungswettbewerb.
Schwarzach. (VN-reh) Der viel zitierte „Franken-Schock“ vom Jänner dieses Jahres hat dem Vorarlberger Handel noch einmal einen Schub beschert. Während nämlich im vergangenen Jahr beim Umsatz real, also unter Berücksichtigung der Preissteigerung, ein kleines Minus zu verkraften war, sind die Geschäfte im Handel heuer bislang sehr gut gestartet. Der stationäre Einzelhandel in Vorarlberg konnte in der ersten Jahreshälfte ein nominelles Umsatzplus von 3,1 Prozent verzeichnen. Real waren es 2,4 Prozent. Die Tendenz, dass Vorarlberg damit über dem Österreich-Schnitt liegt, setzt sich also fort.
Aber es nicht ausschließlich die Grenznähe zur Schweiz und zu Liechtenstein, die dem Bundesland einen Vorsprung verschafft. Auch die positiven Tourismuszahlen spielen eine gewichtige Rolle bei der Umsatzentwicklung. Jedes Jahr kommen über zwei Millionen Gäste nach Vorarlberg, von denen ein großer Teil den Urlaub auch zum Einkaufen nutzt. Dritter Erfolgsfaktor ist die hohe Kaufkraft der Vorarlberger. Rein statistisch gesehen verfügt jeder im Schnitt über knapp 22.100 Euro, die er für Konsum, Miete oder Lebenshaltungskosten ausgeben kann.
Insgesamt wurden im Vorarlberger Einzelhandel im ersten Halbjahr 1,2 Milliarden Euro umgesetzt. Verständlich, dass sich Handelsobfrau Theresia Fröwis (58) sehr zufrieden zeigt. Gut lief es dabei vor allem im Spielwaren-, Kosmetik-, Sportartikel- und Lebensmitteleinzelhandel. Aber nicht alle Geschäfte profitieren von steigenden Zahlen. Nur die Hälfte konnte laut den neuesten Zahlen der KMU Forschung Austria nominelle Umsatzzuwächse erzielen. Bei rund einem Drittel gingen die Umsätze zurück. Dass es aktuell dennoch mehr Mitarbeiter im Handel gibt, liegt, so Fröwis, vor allem an der zunehmenden Teilzeitbeschäftigung. Im ersten Halbjahr waren es rund 14.200 unselbstständig Beschäftigte, ein Plus von 1,4 Prozent, und immerhin das mittlerweile sechste Jahr in Folge mit einer Steigerung der Mitarbeiterzahl.
Verschiebung der Flächen
Trotz allem Optimismus weist Fröwis aber auch darauf hin, dass es zu einer zunehmenden Verschiebung der Verkaufsflächen kommt. Weg von den „traditionellen“ Lagen Innenstadt und Ortskerne hin zu Einkaufszentren und Fachmärkten. Der Verdrängungswettbewerb verschärfe sich, sagt die Handelssprecherin. Nach Daten der aktuellsten Cima-Studie von 2014 liegen allein im Gebiet Rheintal-Walgau mehr als die Hälfte der Betriebe sowie mehr als zwei Drittel der gesamten Verkaufsflächen außerhalb der Innenstädte und Ortskerne.
Entgegen dem Österreich-Trend nehmen die Verkaufsflächen in Vorarlberg allerdings zu. Im Vergleich zum Jahr 2001 hat sich die gesamte Verkaufsfläche allein im Gebiet Rheintal-Walgau laut Cima um 27 Prozent erhöht. Die Tendenz geht weg von kleinen Händlern, hin zu größeren Fachmärkten. Dennoch hat Vorarlberg laut den Experten des Standortberaters RegioPlan weiter die niedrigste Verkaufsflächendichte aller Bundesländer. Hauptgrund sei die im Vergleich dann doch geringe Zahl an Shoppingcentern.
Die Entwicklung im Vorarlberger Einzelhandel ist erfreulich.
Theresia Fröwis