Bargeld statt Scheck für Hilfe in Haus und Garten

Markt / 04.08.2015 • 19:28 Uhr
Wer bei der Gartenpflege entgeltlich hilft, ist mit dem Dienstleistungsscheck versichert. Symbolfoto: Jaspersen
Wer bei der Gartenpflege entgeltlich hilft, ist mit dem Dienstleistungsscheck versichert. Symbolfoto: Jaspersen

Dienstleistungsscheck liegt wie Blei in den Verkaufsstätten: den meisten zu kompliziert. 

Schwarzach. (VN-gms) „Legal ist genial“: Mit dieser Kampagne  wurde 2006 die Einführung des Dienstleistungsschecks (DLS) von der Bundesregierung beworben, für damals über 300.000 Euro Bewerbungskosten allein im ersten Jahr. Die Idee war einfach: Damit Arbeitshilfen in privaten Haushalten unfallversichert sind, sollte man sie mittels des Dienstleistungsschecks bezahlen. Kurzum sollte so eine rechtlich abgesicherte Alternative zur Schwarzarbeit entstehen. Das Potenzial wurde als immens eingeschätzt. So sprach Friedrich Schneider (66) von der Wirtschaftsuniversität Linz, der Experte für Schattenwirtschaft in Österreich, im Dezember 2005 von etwa 800 Millionen Euro, um die sich der Pfusch jährlich reduzieren könnte.

In der Praxis hat der Dienstleistungsscheck die hohen Erwartungen nie erfüllt. Seit der Einführung am 1. Jänner 2006 wurden in Vorarlberg mit Stand Ende Juli etwa 52.000 Dienstleistungsschecks mit einem Gesamtwert knapp über einer Million Euro eingelöst. Der Zuspruch nimmt leicht zu. So liegt man laut Angaben des Sozialministeriums im Jahr 2015 aktuell bei fast 6500 eingelösten Schecks mit einem Gesamtwert von über 132.000 Euro. Bundesweit wurden seit der Einführung knapp 32 Millionen Euro mit den Schecks umgesetzt.

Für Schneider liegt das Problem im System des DLS. „Ideal wäre es gewesen, wenn er an jeder Trafik sofort in Bargeld eingelöst hätte werden können, so dass die nun offiziell arbeitenden Bediener das Bargeld z. B. unmittelbar für den Wochenendeinkauf hätten verwenden können.“ Das Potenzial wäre, so vermutet der Volkswirtschaftler, auch in Vorarlberg sehr hoch. Denn der Pfusch geht ins Geld. Für haushaltsnahe Dienstleistungen werden in Österreich etwa 1,8 Milliarden Euro ausgegeben, in Vorarlberg zwischen 60 bis 80 Millionen Euro, so der Experte. Schneider verweist in diesem Zusammenhang auf Belgien, wo der Scheck unmittelbar einlösbar ist; dort habe sich der DLS als brauchbares Instrument erwiesen. Allerdings auch als ein teures, das mittlerweile eingestellt wurde.  

Komplizierte Einlösung

In Österreich bedarf es zur Einlösung eines komplizierteren Weges. Der Dienstleistungsscheck muss bis Ende des Folgemonats per Post, auf der Webseite oder persönlich bei der Gebietskrankenkasse eingereicht werden. Das Geld wird dann überwiesen oder per Postanweisung zugeschickt.

Stichwort. Dienstleistungsscheck

Der Grundgedanke des Dienstleistungsschecks ist es, Arbeiten in privaten Haushalten, wie Putzen und Gartenarbeit, aber auch Dienstleistungen, etwa Babysitten, aus der Schwarzarbeit herauszuholen und in einen legalen Rahmen zu betten. Der Stundenlohn für die Arbeiten wird zwischen Dienstgeber und Arbeitnehmer selbstständig ausgehandelt; unter den Mindestlohn darf er aber nicht fallen. Verdienstgrenze ist die gesetzliche Geringfügigkeitsgrenze plus anteilige Sonderzahlungen, sie liegt im Jahr 2015 bei € 556,14 pro Monat. Die Arbeitnehmer sind unfallversichert.  Erhältlich sind die Schecks in der Trafik, bei der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau (VAEB), bei der Post oder via DLS-Online. Für einen Scheck im Wert von zehn Euro zahlt man 10,20 Euro. Die 20 Cent beinhalten Unfallversicherung und anteilige Verwaltungskosten.