Kleines Vorarlberg auch heuer mit dem größten Wachstum

Markt / 18.08.2015 • 22:32 Uhr
Die Industrieproduktion in Vorarlberg (Bild: Fa. Collini, Hohenems) wächst überdurchschnittlich. Stiplovsek

Vorarlberger Wirtschaft bleibt auf Kurs und wächst im Jahr 2015 um 1,5 Prozent.

Wien, Schwarzach. (VN) „Nit lugg lo“ ist in Vorarlberg nicht einfach so dahergesagt. Augenscheinlich lassen sich die Vorarlberger Unternehmen auch durch negative Prognosen nicht vom Weg abbringen. Und das gilt grosso modo für alle Branchen, wie die Konjunkturanalyse der Bank Austria, die den VN exklusiv vorliegt, zeigt.

Während sich die Konjunktur in Österreich in der ersten Jahreshälfte nur träge dahinschleppte, hat unser Bundesland den Schwung aus 2014 ins Jahr 2015 mitgenommen und konnte bis zur Jahresmitte einen robusten Wachstumskurs beschreiten. „Die Vorarlberger Wirtschaft hat nach unserer Schätzung im ersten Halbjahr 2015 ein Wirtschaftswachstum von deutlich über einem Prozent erreichen können. Damit wird das bescheidene Plus von nur 0,4 Prozent im Jahresvergleich in Gesamtösterreich spürbar überflügelt“, stellt Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl fest.

„Die lebhafte Konjunktur im ersten Halbjahr 2015 steht auf einer soliden, breiten Basis, denn die aktuelle Aufwärtsbewegung ist allen Sektoren der Vorarlberger Wirtschaft zu verdanken. Zwar nicht so stark wie im Vorjahr, aber dennoch kamen in den ersten Monaten dieses Jahres maßgebliche Impulse vor allem wieder von der Sachgütererzeugung“, meint Pudschedl. Nach der „Sonderkonjunktur“ im Jahr 2014 mit einem Anstieg der Produktionsleistung um über acht Prozent konnte dank der Festigung der Erholung in Europa die Vorarlberger Indus­trie im ersten Halbjahr 2015 ein Produktionsplus um rund zwei Prozent erreichen.

Während anhaltende Verwerfungen am Strommarkt die Entwicklung im Energiesektor beeinflussten und damit den Auftrieb dämpften, haben die Sachgütererzeuger in den ausgewiesenen Vorarlberger Stärkefeldern, wie der Metallwarenerzeugung und der Elektroindustrie, kräftig expandieren können. „Auch in der Kunststofferzeugung und der Nahrungsmittelindustrie zeigt der Trend nach oben“, stellt Bank-Austria-Landesdirektor Hans Winter (53) gegenüber den VN fest.

„Die Vorarlberger Wirtschaft wird in der zweiten Jahreshälfte das solide Wachstumstempo nicht nur halten können. Ich gehe angesichts der günstigeren Rahmenbedingungen sogar von einer zumindest leichten Belebung aus“, so Winter. Die Festigung der Erholung in Europa wird der Exportwirtschaft zusätzliche Impulse verleihen. Mit einer Exportquote von rund 57 Prozent der regionalen Wirtschaftsleistung wird Vorarlberg mit einem Ausfuhrplus um rund fünf Prozent auf rund 9,2 Mrd. Euro im Gesamtjahr 2015 überdurchschnittlich gewinnen. Die Industrie wird somit auch im weiteren Jahresverlauf ein wichtiger Wachstumsträger sein. Ebenso der Dienstleistungssektor, der über ein stärkeres Plus der unternehmensnahen Bereiche vom Industrieaufwind profitieren sollte.

Bau hat Luft nach oben

Begünstigt von der niedrigen Inflation wird der Handel weiter auf Expansionskurs bleiben, und auch die Vorarlberger Tourismuswirtschaft befindet sich auf Rekordkurs. Bestenfalls stabile Aussichten bestehen für die Bauwirtschaft. Hier gibt es nicht nur im Wohnbau Luft nach oben, auch Aufträge vor allem vom öffentlichen Sektor fehlen. „Mit etwas mehr Schwung in der zweiten Jahreshälfte wird Vorarlberg 2015 insgesamt ein Wirtschaftswachstum von rund 1,5 Prozent erreichen. Damit wird Vorarlberg trotz eines voraussichtlich etwas geringeren Anstiegs der Wirtschaftsleistung als im Vorjahr bundesweit wieder die Wachstumsspitze erklimmen“, prognostiziert Pudschedl. Im Österreichdurchschnitt rechnen die Ökonomen der Bank mit einem Wirtschaftswachstum von nur 0,9 Prozent.

Konjunktur im ersten Halbjahr steht auf solider Basis.

Hans Winter, Dir. Bank Austria

Konjunktur Vorarlberg

» Wachstum 1. HJ: Vorarlberg über
1 %, Österreich 0,4 %

» Prognose 2015: Vorarlberg 1,5 %, Österreich 0,9 %

» Produktion 1. HJ: 2 %

» Exporte 2015: + 5 %

» Beschäftigung: +1,5 %

» Arbeitslosigkeit 2015: 6,2 %