Bonus/Malus: Keine Patentrezepte für Ältere

Markt / 16.09.2015 • 19:43 Uhr
Bonus/Malus: Keine Patentrezepte für Ältere

Wie bleiben ältere Arbeitnehmer in Beschäftigung? Die Ansichten gehen auseinander.

Feldkirch. (VN-sca) Die Fronten sind festgefahren: Während Arbeitnehmervertreter sich über Finanzminister Hans Jörg Schelling, der endlich Fortschritte beim Thema der Beschäftigung älterer Menschen einfordert, freuen, mauert die Arbeitgeberseite. Argumente haben beide Streitparteien, die Betroffenen haben vorderhand nichts davon. Für Wirtschaftskammerpräsident Manfred Rein ist ein Bonus-Malus-Quotensystem der falsche Weg. „Das schafft nur mehr Bürokratie, aber keinen einzigen Arbeitsplatz und schränkt unternehmerische Entscheidungen zu sehr ein“, begründet er seine Ablehnung.

„Wahres“ Beispiel

Wie absurd sich eine solche Quote für ältere Arbeitnehmer auswirken könne, zeige folgendes „wahres“ Beispiel: Drei ältere, gut bezahlte Führungskräfte kündigten von sich aus das Arbeitsverhältnis in einem Vorarlberger Gewerbeunternehmen. In dieser Situation, für die der Unternehmer nichts kann und noch dazu diese Arbeitskräfte dringend benötigt, wäre nun sofort eine Strafzahlung fällig, weil die Quote nicht mehr erreicht wird. „Ist dies zu rechtfertigen? Nein, denn Arbeitsplätze schafft man, indem man Beschäftigung fördert und nicht durch Strafen“, betont Manfred Rein. Es gehe darum, die Betriebe zu entlasten und ihnen nicht eine ideale Mitarbeiterstruktur vorzugeben.

„Armutszeugnis“

Das Bonus-Malus-System muss umgesetzt werden und die Wirtschaft ihr Veto endlich aufgeben“, insistiert hingegen AK-Vizepräsidentin Manuela Auer. Eine weitere Blockade des Bonus-Malus-Systems sei unverantwortlich und würde die Altersarbeitslosigkeit weiter stark ansteigen lassen. Es sei ein Armutszeugnis, so die Arbeitnehmervertreterin, dass laut Sozialministerium rund 1350 Mittel- und Großbetriebe mit 25 und mehr Arbeitnehmern keinen einzigen Älteren über 55 beschäftigen. Hier brauche es dringend ein Umdenken, fordert sie. Es müsse deutlich mehr in altersgerechte Arbeitsplätze und die Gesundheitsprävention investiert werden. Ein Bonus-Malus-System könnte dies fördern, ist sie sicher.

Die grüne Wirtschaftssprecherin Sandra Schoch bringt einen neuen Aspekt ein: „Ein Bonus-Malus-System ist eine Lösung, die auf dem Papier funktionieren mag. Diese Maßnahme allein wird aber nicht verhindern, dass ältere Menschen am Arbeitsmarkt diskriminiert werden.“ Sie schlägt nun eine Vorarlberger Variante des Fachkräftestipendiums vor. „Damit hätten ältere Personen mit niedrigen Bildungsabschlüssen die Möglichkeit, sich beruflich zu qualifizieren und ihre Chancen zu verbessern“, so Schoch. Sie plädiert daher für lebensphasenorientierte Arbeitszeiten, die auch von den Betrieben Flexibilität erfordern. Unternehmen, die dies mit Personalentwicklung forcieren, könnten vor den Vorhang geholt werden.

Absicht, sich den Erfolg herbeizustrafen, kann gesellschaftliche Versäumnisse nicht wettmachen.“

Manfred Rein, WKV
Sandra Schoch: „Fachkräftestipendium für Ältere“. VN/Steurer
Sandra Schoch: „Fachkräftestipendium für Ältere“. VN/Steurer
Manuela Auer: „Blockadehaltung aufgeben!“  Foto: FSG
Manuela Auer: „Blockadehaltung aufgeben!“ Foto: FSG
Manfred Rein: Quotensystem ist der falsche Weg.   VN/Hartinger
Manfred Rein: Quotensystem ist der falsche Weg.  VN/Hartinger
Manfred Rein: Quotensystem ist der falsche Weg.   VN/Hartinger
Manfred Rein: Quotensystem ist der falsche Weg.  VN/Hartinger