Strafgebühr für die Kunden
Gute Beratung wollen alle haben, wenn der Konsument, die Konsumentin im Begriff sind, ihr hart verdientes Geld auszugeben. Egal, was das Begehr ist, ob der Kunde nun ein Haus baut, ein Sparbuch eröffnet oder eine Reise plant, er will möglichst breite Information. Ein großes österreichisches Reisebüro wälzt nun die Beratungskosten auf die Kunden ab, oder vielmehr auf jene, die nicht zu Kunden werden. Beratungsklau mache das notwendig, argumentiert das Management.
Es kann damit sicher sein, dass die Reisebüros in Zukunft noch weniger frequentiert werden. Beratung, der Vergleich von Angeboten, das Abwägen und Aussuchen des richtigen Offerts: Das sind Grundvoraussetzungen für eine funktionierende Wirtschaft, für die Konkurrenz, die sprichwörtlich das Geschäft belebt.
Nicht, dass ich den Kaufleuten ins Geschäft hineinreden will, aber als Konsument werde ich es mir auch nicht nehmen lassen, Beratung von verschiedener Seite zu holen, bevor ich mich entscheide. Nur eines ist sicher: Wer schon beim Beratungsgespräch Honorar verlangt, bleibt außen vor. Den potenziellen Kunden abzustrafen bzw. mit der geleisteten Gebühr zur Vorkasse zu zwingen, wird nicht der Weg sein, wie man sich gegen allfällige Konkurrenten zur Wehr setzt. Sicher, das Geschäft im Internet boomt und es wird durchaus Kunden geben, die im Fachgeschäft Informationen abgreifen. Aber diese Konsumenten bieten der stationären Wirtschaft auch eine große Chance.
Sie haben den Kunden nämlich leibhaftig im Geschäft. Sie haben die Chance, ihre Vorteile direkt zu vermitteln, Die Händler können ihre Fachkompetenz zum Leuchten bringen, ihre Servicequalitäten herausstellen, mit Regionalität und Freundlichkeit überzeugen. Diese Chance nutzen auch zahlreiche Geschäfte in Vorarlberg. Mit genau diesen Eigenschaften und einem individuellen Angebot können sie nicht nur existieren, sie sind auch finanziell erfolgreich, trotz der sogenannten Beratungsdiebe.
Auf das Internet zu starren wie das Kaninchen auf die Schlange, und nun auch noch jene mit Beratungshonoraren einzuschüchtern, die immerhin den Weg zu Reisebüro, Boutique und Fachgeschäft auf sich genommen haben, ist eine Sackgasse, die der Konkurrenz im Netz weiter Vortrieb leistet. Wer vor Ort seine Leistungen anbietet, muss sich auf dauerhafte Konkurrenz einstellen und die Kunden mit Kompetenz und Freundlichkeit überzeugen, nicht mit Gebühren.
Mit Kompetenz und Freundlichkeit die Kunden überzeugen, nicht mit Gebühren für die Beratung.
andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862
Kommentar