„Leicht bewölkt und 25 Grad“

Markt / 08.12.2015 • 22:37 Uhr
„Leicht bewölkt und 25 Grad“

Silvretta Holding seit Kurzem 100-Prozent-Eigner der Bodenseeschifffahrt. Angebot wird weiter ausgebaut.

Bregenz. (VN-sca) Jahrzehntelang war die Schifffahrt am Bodensee die Verlängerung der Schiene auf dem Wasser. Die ÖBB waren Besitzer von Schiffen und Hafen – der Ehrgeiz, mit den Schiffen wirtschaftlich zu reüssieren, hielt sich in Grenzen. Und auch die Verbundenheit mit der Flotte war enden wollend. Deshalb kam den Eisenbahnern das Angebot und die Übernahme durch ein Konsortium aus Illwerke, Seestadt-Gesellschaft und dem Touristikunternehmer Walter Klaus im Jahr 2005 gerade recht. Nach zehn Jahren haben sich die Illwerke nun von ihrem 75-Prozent-Anteil an der Schifffahrt (nicht am Hafen) getrennt – für knapp über drei Millionen Euro. Vor zehn Jahren hat das Konsortium 6,9 Millionen Euro für Hafen und Schiffe gezahlt.

Für den Stromkonzern mache das Investment keinen Sinn mehr, begründete Vorstand Christof Germann den Verkauf. Der Kauf macht aber sehr wohl Sinn – nämlich für die Silvretta Holding, die nun alleiniger Besitzer der österreichischen Bodenseeflotte ist. „Wir tun uns jetzt sicher leichter bei Investitionen“, ist sich Geschäftsführer Alexandro Rupp (52) sicher. Man werde weiterhin an der Qualität und am Angebot feilen. Seit 2010 habe man das Angebot richtig angepackt und ausgebaut, was sich auch in den Fahrgastzahlen wie bei den Einnahmen zeigte: Fonduefahrten, Tropical-Night-Boat, Gourmet- und Krimifahrten, Muttertagsausflüge und derzeit die Weihnachtsfahrten haben zusätzliche Gäste auf die Schiffe geholt, im heurigen Jahr waren es 550.000.

Wetterabhängiges Geschäft

Der große Teil der Passagiere stammt aus dem Linienverkehr, den man sich mit der deutschen Bodenseeflotte teilt und der sich besonders am deutschen Ufer rentiert, so Rupp. Am See ist das Fahrgastaufkommen naturgemäß wetterabhängig. Aber nicht nur Regen, auch zu viel Sonne mögen die Gäste nicht. „Ideal wären für uns 25 Grad und leichte Bewölkung“, wünscht sich der Schifffahrtsfachmann. Um das auszugleichen, setzt die Vorarlberger Flotte auf Erlebnisfahrten: Krimifahrt, Silvestergala, Weihnachtsfahrt, um nur einige aus dem immer breiteren Angebot zu nennen. „Das werden wir weiter ausbauen, ich kann mir sogar eine echte mehrtägige Kreuzfahrt vorstellen“ sagt Rupp. Und auch für Firmen wolle man Pakete schnüren, die interessant sind. Die Sonnenkönigin, die verleast ist, mache das ebenfalls mit Erfolg.

Für die Silvretta Holding sei die Verbindung von Schifffahrt und der Werft in Fußach perfekt, weil man dadurch die Instandhaltung in eigenen Händen habe und so kosteneffizient arbeite. Die Bodenseeschifffahrt beschäftigt 27 Personen ganzjährig, 32 zur Hochsaison. Die meisten der Mitarbeiter arbeiten während der Winterpause in den Werkstätten. Wobei die Pause nur noch gut drei Monate dauert.

Mehr Hotelbetten erwünscht

Angst, dass es die Bodenseeschifffahrt mit einem privaten Besitzer eines Tages nicht mehr gebe, zerstreut Alexandro Rupp. „Die Illwerke haben sich weitreichende Rechte gesichert, die den Fahrbetrieb absichern, aber auch wie neue Schiffe heißen werden. Außerdem gibt es ein Vorkaufsrecht“, sagt der Geschäftsführer und wünscht sich für die Zukunft auch vom Heimathafen Bregenz etwas. Nämlich mehr Hotelbetten, denn das würde auch größere Veranstaltungen auf den Schiffen ermöglichen.

Wir tun uns jetzt bei Investitionen sicher leichter.

Alexandro Rupp
Das Weihnachtsschiff steuert verschiedene Weihnachtsmärkte am Bodensee an.  Foto: Vorarlberg Lines
Das Weihnachtsschiff steuert verschiedene Weihnachtsmärkte am Bodensee an. Foto: Vorarlberg Lines

Fakten

Bodenseeschifffahrt

» Geschäftsführung: Alexandro Rupp, Gerhard Röthlin

» Gesellschafter: Silvretta Holding (100 %)

» Mitarbeiter: 27 (Saison: 32)

» Umsatz: 4,5 Millionen Euro

» Fahrgäste: 550.000

» Schiffe: MS Vorarlberg, MS Austria, MS Stadt Bregenz, MS Alpenstadt Bludenz, MS Montafon, MS Sonnenkönigin