Bank Austria schließt 80 Filialen: „Gibt kein Köpfeziel“, sagt der Chef

300 Millionen Euro werden eingespart. Die Ursachen liegen in den 70er-Jahren.
Wien. (VN) Seit Montagabend steht fest: Die Bank Austria muss ihre Filialsparte doch nicht verkaufen, dafür aber stark abbauen. Konkret heißt das, die Bank wird in den kommenden drei Jahren das Filialnetz von knapp 200 auf 120 reduzieren. Wo genau, lässt die Bank noch offen. Fest steht nur, dass es künftig kein Bundesland ohne Bank-Austria-Präsenz geben wird und die Schließungen vor allem in den Ballungsräumen wie Wien erfolgen sollen. Ob die Zahl der Mitarbeiter im selben Verhältnis sinkt, wird ebenfalls nicht kommuniziert. „Wir verfolgen ein Kosten-Ertrags-Ziel, aber kein Köpfeziel“, sagt Bankchef Willibald Cernko.
Das Ziel ist indes klar: Das defizitäre Privatkundengeschäft muss in drei Jahren Gewinn liefern. Die Kunden werden jedoch nicht durch höhere Preise und Gebühren extra zur Kasse gebeten. Ab dem Jahr 2018 sollen die Sach- und Personalkosten um 300 Millionen Euro niedriger als 2014 (1,6 Mrd.) liegen. Das entspricht einer Einsparung von 18 Prozent. Außerdem sollen die rund 3300 aktiven Mitarbeiter mit Altverträgen, für die die Bank Austria derzeit Pensionsträgerin ist, in das allgemeine Pensionssystem überführt werden. „Es ist kein Kahlschlag. Wir sind in einem Rechtsstaat. Was vertraglich gesichert ist, gilt es abzulösen“, so Cernko. Nach Rechnung der Bank Austria wird das Verhältnis der Kosten zu den Einnahmen (Cost/Income-Ratio) im Kundengeschäft von derzeit 80 Prozent auf dann 60 Prozent sinken.
Lösung, die Kunden wollen
Gestrafft werden soll aber nicht nur bei den Filialen und Mitarbeitern, sondern auch beim Produktangebot, der Grad der Standardisierung steigt. Ebenso soll der Vorstand Federn lassen. Details gibt es dazu jedoch noch nicht. Bankchef Cernko stellt nur eines klar: „Die Lösung, die wir gefunden haben, ist auch die Lösung, die die Kunden wollten. Der Vorschlag, der am Tisch liegt, ist der, den auch ich präferiert habe“.
„Früher war alles gratis“
Die Ursachen in den drastischen Einsparungen sieht Cernko in den 70er-Jahren, als die Banken in einem scharfen Wettbewerb um Kunden kämpften. „Es war alles gratis.“ Die Banken insgesamt hätten es damals verabsäumt, der Bank- und Beratungsleistung ein Preisschild zu verpassen.
Verschärft habe sich die Lage durch Niedrigzinsen, schwache Konjunktur, regulatorische Auflagen und Bankensteuer sowie das veränderte Kundenverhalten (Onlinebanking statt Filialbesuch). Zudem gab es intern noch teure Pensionszusagen aus der Vergangenheit und den Vorgängerinstituten.