“Lassen uns den Erfolg jetzt nicht kaputtreden”

AK-Präsident Hubert Hämmerle will bei Pensionen und Gesundheit Akzente setzen.
Schwarzach. (VN-sca) Lange hat er warten müssen, bis seinen Mitgliedern endlich mehr Netto vom Brutto bleibt. Nun startet das Jahr 2016 endlich mit der Steuerreform, die den Arbeitnehmern jährlich bis zu einem halben Monatslohn mehr aufs Konto spült. „Diesen Erfolg lassen wir uns jetzt auch nicht kaputtreden“, stellt Arbeiterkammerpräsident Hubert Hämmerle (54) im Gespräch mit den VN klar.
Er erinnert daran, dass der Aufstand gegen die Steuerlast in Vorarlberg seinen Ausgang nahm. Die Arbeiterkammern Vorarlberg und Tirol sind 2014 mit einer Unterschriftenaktion vorgeprescht und haben ihren schwarzen Vertretern in der Regierung die rote Karte gezeigt. Der ÖGB konnte schließlich nicht mehr anders und schloss sich der Aktion an. Fast eine Million Unterschriften sprachen schließlich eine klare Sprache. Die Reform ist zwar in trockenen Tüchern, aber eines stört Hämmerle doch: Der kalten Progression wurde bisher nicht Einhalt geboten, stellt er fest und fordert Nachbesserung im Finanzministerium. Die Arbeit für die Arbeitnehmervertretung geht also 2016 auch an dieser Front nicht aus. Dass allerdings die Regierung die Steuerreform so schlecht verkauft habe, grämt den Interessenvertreter dann aber schon.
Vorschlag zur Pensionsreform
Die Vorarlberger Arbeiterkammer wolle nicht nur reagieren, sondern agieren, erklärt Hämmerle die Vorgangsweise der Interessenvertretung und erklärt damit den neuesten Vorstoß. Kurz vor Jahresende hat die AK Vorarlberg einen Vorschlag zur Pensionsreform lanciert. Sie ermöglicht es dem Arbeitnehmer mit einer Korridorregelung, zum Wunschzeitpunkt und dann mit eben mehr oder weniger Pension in den Ruhestand zu treten. „Das ist ein gerechtes und transparentes System“, ist er überzeugt. Zuvor müsse es aber eine Harmonisierung der Systeme geben, fordert der AK-Präsident mit Blick z. B. auf die Beamtenpensionen. Hämmerle: „Wenn über Pensionen gesprochen wird, dann immer über die ASVG-Pensionen, das ist der falsche Ansatz.“ Österreichweit fand das Konzept, das mit führenden österreichischen Fachleuten auf Schiene gebracht wurde, jedenfalls viel positive Resonanz.
Umdenken am Arbeitsmarkt
Den Fokus legt Hämmerle dabei auch auf die Frauenpensionen und fordert eine bessere Bewertung der Erziehungszeiten. „Wenn wir als Gesellschaft wollen, dass es Nachwuchs gibt, dann dürfen daraus keine Nachteile erwachsen“, stellt er klar. In Sachen Pensionen und ältere Arbeitnehmer fordert er ebenfalls ein Umdenken: „Es kann doch nicht sein, dass man bei uns mit 40 Jahren schon an die Pension denkt.“ Und natürlich: Wenn sich das Pensionsalter nach oben verschieben soll, dann müsse es auch Arbeitsplätze für die älteren Mitarbeiter geben. Außerdem hat Arbeitnehmervertreter Hubert Hämmerle für die Arbeitgeber einen Tipp für 2016: „Eigentlich wäre ein gutes Arbeitsklima ganz einfach zu erreichen: Man muss nur die Mitarbeiter wertschätzen und auch einmal loben.“