Becher für die Stones, Racks für “Mein Schiff 5”

Markt / 23.03.2016 • 22:10 Uhr
Mit Bechern, die praktisch unzerstörbar, dafür aber sammelbar sind, reüssiert Fries besonders in Deutschland. Foto: Firma
Mit Bechern, die praktisch unzerstörbar, dafür aber sammelbar sind, reüssiert Fries besonders in Deutschland. Foto: Firma

Sulner Kunststoffhersteller Fries hat Erfolg mit scheinbar einfachen Produkten.

Sulz. (VN-sca) Ohne Textilindustrie wären einige Unternehmen in Vorarlberg gar nicht erst gegründet worden, zum Beispiel die Firma Fries in Sulz. Aber wenn sie sich nicht irgendwann von den Textilern gelöst hätten, gäbe es sie heute nicht mehr. Bei Fries in Sulz begann diese Abnabelung bereits im Jahr 1954. Damals suchte das Unternehmen ein zweites Standbein und fand es im damals gerade modern werdenden Kunststoffsegment.

Vier Geschäftsfelder

Bis 2003 wurden noch Garnträger gefertigt, seither ist Fries ein reiner Kunststoffspezialist und hat sich heute auf vier Geschäftsfelder kapriziert: Verpackung, Gastronomie, Industriekörbe und technische Formteile. In diesen Sparten machte das Unternehmen, das heuer seinen 120. Geburtstag feiert, im vergangenen Jahr 15,5 Millionen Euro Umsatz. Fries produziert Kanister und Eimer, Becher, Körbe für die Gastronomie und Industrie. Das klingt nicht spektakulär, doch Fries-Produkte haben sich ganz an der Spitze festgesetzt, „für Massenware ist der Standort Vorarlberg zu teuer“, so Geschäftsführer Martin Rhomberg im VN-Gespräch.

Das Unternehmen tüftelt und innoviert, meldet Jahr für Jahr zahlreiche Patente an und räumt dafür Preise ab, zuletzt den Mehrweg-Innovationspreis 2014 der Deutschen Umwelthilfe e.V für die Entwicklung des sicherheitsoptimierten Mehrwegbechers Arena Cup, der so konstruiert ist, dass er nicht als Wurfgeschoss verwendet werden kann. Die Becher werden von der Firma Cup Concept, an der Fries beteiligt ist, international angeboten und serviciert. Sie sind bei Konzerten, etwa von AC/DC oder den Stones, genauso im Einsatz wie bei Festen oder Fußballspielen. Mit „In Mould Labeling“ werden die Becher individuell und dauerhaft bedruckt. Die Produktion geht in die Millionen.

5000 Kombinationen

„Fries Rack Inside“ heißt es bei Geschirrspülmaschinen in der Gastronomie. Fries hat ein Korbsystem entwickelt, das mit Langlebigkeit und Variabilität punktet. „Jeder Teller, jedes Glas, hat darin Halt. Der Rack nimmt Maß am Glas“, so Vertriebsleiter Gerhard Bertsch. 5000 Kombinationen sind möglich, die Körbe passen in alle wichtigen Fabrikate, und die verwenden auch zu 80 Prozent die Fries Racks, so Rhomberg. Gerade wurden 1500 der Körbe auf das Kreuzfahrtschiff „Mein Schiff 5“ geliefert, im Einsatz sind sie auch in der Spitzengastronomie weltweit. In 90 Länder exportiert Fries die Racks, in Europa sei man damit Marktführer.

Die Racks in der Gastronomie waren auch Ideengeber für Industriekörbe, die ebenfalls vom Kunden individuell veränderbar sind und genau das richtige Produkt für die Industrie 4.0 sind, sagt Rhomberg. Erste Tests bei Auto- und Maschinenherstellern bestätigten, dass dieser Markt großes Potenzial für die Zukunft hat, zumal die Körbe agressive Stoffe vertragen und entsprechend lang einsatzbereit sind.

Technische Formteile runden das Programm des Unternehmens ab, etwa Abdeckungen für die Airbag-Steuerung in der Mercedes E-Klasse oder die Hauptschale für den Protos-Helm von Pfanner, dessen Verkauf sich sehr gut entwickelt. Pro Jahr verarbeitet das Unternehmen 4000 Tonnen Material, der Export­anteil beträgt momentan 81 Prozent. Investitionen fallen im Maschinenbereich an, rund zwei Millionen Euro will Fries heuer investieren.

Fries in Zahlen

» Gegründet: 1895

» Geschäftsführung, Gesellschafter (je 50 Prozent): Thomas Rhomberg, Martin Rhomberg

» Mitarbeiter: 73, fünf Lehrlinge

» Umsatz 2015: 15,5 Millionen Euro

» Exportanteil: 81 Prozent

» Investitionen 2016: zwei Mill. Euro

» Geschäftsfelder: Kunststoffprodukte: Fries Rack, Cup Concept, Formteile für Autoindustrie etc., Verpackungen (Fässer, Eimer, Kanister)