Hochstapelei letzter Akt

Markt / 30.03.2016 • 18:50 Uhr
Nichts blieb von Delunamagma. Gläubiger verzichten. Stiplovsek
Nichts blieb von Delunamagma. Gläubiger verzichten. Stiplovsek

Eines der skurrilsten Kapitel der Vorarlberger Wirtschaftsgeschichte geht ins Finale.

Bludesch. (VN) Die Causa Delunamagma zählt wohl zu den unrühmlichsten Anekdoten der Wirtschaftsgeschichte im Land. Sie endet jetzt ebenso skurril, wie sie im Dezember 2006 begonnen hat. Das vermeintliche  Technologieunternehmen Delunamagma Industries kündigte damals in Bludesch-Gais auf dem Gelände der ehemaligen Textilfirma Degerdon die Schaffung von bis zu 600 Arbeitsplätzen an, und das so glaubhaft, dass sich Forscher ebenso täuschen ließen wie Investoren und Politiker.

Ernüchterung in Etappen

Die Ernüchterung folgte in Etappen und nach monatelangem Hinhalten der (nicht bezahlten) Angestellten und Geldgeber. Im März 2009 wurde dann auf Antrag der Arbeiterkammer ein Konkursverfahren eröffnet, das mit Millionenverlusten für die Gläubiger endete. Ein Jahr später, im April 2010, wurde auch über den Tischler Augustin Rauch aus Schnifis ein Konkursverfahren eröffnet. Rauch gilt als technologischer Mastermind von Delunamagma. In der Anfangsphase war er auch Geschäftsführer und Gesellschafter der Delunamagma Industries GmbH.

2,5 Millionen Euro

In dem beinahe sechs Jahre dauernden Konkursverfahren über Rauch gibt es nach Angaben von Regina Nesensohn vom KSV1870 anerkannte Forderungen in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Angemeldet wurden die Forderungen von 32 Gläubigern. Und jetzt kommt’s: Der Konkurs wurde am 23. März 2016 gemäß Insolvenzdatei mit Zustimmung aller Gläubiger aufgehoben. „Offenbar hat der Masseverwalter mit den Gläubigern eine Lösung gefunden, die sie dazu veranlasst hat, der Aufhebung des Konkursverfahrens zuzustimmen“, so Nesensohn. Was hier ausverhandelt wurde und ob der Schuldner (respektive der Masseverwalter) 2,5 Millionen Euro an die Gläubiger zahlen konnte, gehe aus den vorliegenden Unterlagen nicht hervor, so Nesensohn.

Dieses nunmehrige Ende des Konkursverfahrens wirkt umso verblüffender, weil Rauch im Jänner 2013 am Landesgericht Feldkirch wegen schwerem Betrug, schwerem Diebstahl und betrügerischer Krida rechtskräftig zu drei Jahren Haft, davon ein Jahr unbedingt, verurteilt wurde. Auch Gottfried Pfister, der frühere Geschäftsführer von Delunamagma Industries, wurde im September 2013 am Landesgericht Feldkirch rechtskräftig verurteilt. Er hat sieben Monate bedingt wegen grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubiger­interessen ausgefasst.

Das Unternehmen wollte, so die Ankündigungen im Jahr 2006, die Weiterentwicklung von neuer Bildschirmtechnologie und neue Lichtquellentechnologie sowie innovative Verbrennungstechnik in Heizkraftwerken betreiben. Als wichtige Kunden wurden damals Airbus sowie Abnehmer im Bereich Luftfahrt, Automobil und Schiff genannt, sogar die Anlieferung von Flugzeugteilen wurde schon angekündigt. Angekommen sind sie in Gais bekanntlich nie.