Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Stresstest für die Unternehmen

Markt / 30.03.2016 • 22:20 Uhr

Die größten Vorarlberger Unternehmen hatten gestern bei der Veranstaltung „VN Top 100“ ihre große Bühne. Zurecht, denn sie sind es, die aus dem Land Vorarlberg das Erfolgsmodell Vorarlberg gemacht haben und ihr Bestes tun, dieses Modell zu prolongieren. Die Reihung erfolgt nach Arbeitsplätzen. Erstmals beschäftigt ein Unternehmen im Land mehr als 5000 Mitarbeiter: die Firma Blum Beschläge, die durch ihre Expansion am Standort Vorarlberg auch sonst zeigt, wie sehr sie in der Region verwurzelt ist.

Blum ist der größte Arbeitgeber im Land, doch Jobs und Wertschöpfung schaffen Betriebe aller Größenordnungen. Eine Leistung für die Gesellschaft und die Menschen in Vorarlberg, die leider allzuoft nicht beachtet und schon gar nicht bedankt wird. Es ist aber nicht der öffentliche Dank, der die Menschen dazu bewegt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Sie wollen etwas bewegen. Das fällt zunehmend schwerer, egal, ob man sich erst selbstständig machen will oder schon ein Unternehmen führt.

Es scheint fast so, als wolle man die Unternehmen, ja, den ganzen Wirtschaftsstandort einem ständigen Stresstest unterziehen, in dem nur die Härtesten überleben. So umfassend sind die Aufgaben, die en Unternehmen gestellt werden. Trotz ständiger Beteuerungen der Tester, die „Prüfungen“ einfacher zu gestalten, das heißt: in einer sogenannten Deregulierungskommission bürokratische Hemmnisse abzubauen, scheint genau das Gegenteil der Fall zu sein.

Jeder abgebauten Verordnung folgen zwei neue Vorschriften, die Unternehmer und ihre verantwortlichen Mitarbeiter vor neue Aufgaben stellen. Aufgaben, die Zeit und Geld kosten, die unsere Wirtschaft im internationalen Wettbewerb ins Hintertreffen bringen, die manchen Selbstständigen daran zweifeln lassen, ob er den richtigen Weg eingeschlagen hat, oder ob es nicht doch besser gewesen wäre, die Finger von der Selbstständigkeit zu lassen und stattdessen einen sicheren Job mit geregelter Arbeitszeit anzustreben.

Auch wenn das Thema Bürokratie schon dermaßen breitgetreten wurde, dass viele Menschen weghören: Die Unternehmen können das nicht. Manche der wichtigen Unternehmen überlegen inzwischen laut, ob es klug ist, weiter an diesen Standort zu glauben, hier zu investieren. Bevor sie zu einer Antwort finden, die für unser Land negativ ausfällt, muss gehandelt werden, damit weiterhin Arbeitsplätze und Wohlstand geschaffen werden.

Trotz Beteuerungen, bürokratische Hemmnisse abzubauen, scheint genau das Gegenteil der Fall zu sein.

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862