Datenleck legt Geschäft in Steueroasen offen

Spitzenpolitiker, Sportstars und Kriminelle profitieren von Briefkastenfirmen.
münchen. (VN) Hunderte Journalisten aus fast 80 Ländern haben Finanzgeschäfte über Briefkastenfirmen auf Panama und in anderen Steueroasen recherchiert. Spitzenpolitiker, Sportstars und Kriminelle sind demnach in Geschäfte mit Briefkastenfirmen in mehreren Steueroasen verwickelt. Ein enormes Datenleck habe die Geschäfte von 215.000 Briefkastenfirmen offengelegt. Die Informationen wurden am Sonntagabend weltweit zeitgleich veröffentlicht. Der Enthüller des NSA-Skandals, Edward Snowden, sprach vom „größten Leck in der Geschichte des Daten-Journalismus“.
Viele Profiteure
Die ausgewerteten Unterlagen umfassen E-Mails, Urkunden, Kontoauszüge, Passkopien und weitere Dokumente. Zu den Profiteuren der Offshore-Dienste zählen zwölf Staatsoberhäupter und 128 weitere Politiker, auch internationale Finanzinstitute, aber auch österreichische Banken. Zudem tauchen die Namen von Spionen und Drogenhändlern sowie Sportstars und anderer Prominenter auf. Die Recherchen der „Panamapapiere“ basieren auf einem Datenleck bei der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca.
„Generell gilt: Der Besitz einer solchen Offshore-Firma ist für sich nicht illegal“, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“, der die Daten ursprünglich zugespielt wurden. „Aber wer sich in den Panamapapers umsieht, stellt sehr schnell fest, dass es in der überwältigenden Zahl der Fälle vor allem um eines geht: zu verschleiern, wem die Firma in Wahrheit gehört.“ Die Daten belegten, wie die globale Offshore-Industrie im Verbund mit großen Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern, in aller Verschwiegenheit die Besitztümer von Politikern, Funktionären, Drogenschmugglern, Milliardären, Prominenten oder Sportstars verwalte.
Igor Angelini, Chef der Finanzermittlungseinheit von Europol, erklärte, Briefkastenfirmen würden auch eine wichtige Rolle bei Geldwäscheaktivitäten im großen Maßstab spielen.
Wir werden die Geschäftsvorgänge penibel genau anschauen.
Michael Grahammer