Zinserhöhungen: Ja, nein, weiß nicht?

schwarzach. Das Auf und Ab an den globalen Aktienmärkten beschäftigt derzeit die Anleger. Eine nicht unerhebliche „Schuld“ an diesem Zickzackkurs
trägt die US-Notenbank Fed unter Janet Yellen: Nachdem die US-Wirtschaft
jahrelang mit großzügiger Unterstützung
der Notenpresse auf Trab gebracht wurde, steht die Notenbankchefin nun vor der schwierigen Aufgabe, das Zeitalter der ultra-lockeren Geldpolitik möglichst ohne Verursachen eines erneuten Crashs zu beenden.
So viel vorweg – ein Blick in die Lehrbücher wird Frau Yellen nicht helfen, hat doch noch keine Zentralbank der Welt Erfahrungen im Umgang mit Zinserhöhungen nach dem Ende von QE-Programmen. Nachdem sich der Arbeitsmarkt in den USA mit einer Arbeitslosenquote von rund 5,0 % der Vollbeschäftigung (laut Fed-Untersuchungen liegt diese bei ca. 4,8 %) nähert und sich die Kerninflation mit 2,3 % auf einem Vierjahreshoch befindet, stellt sich doch die Frage, warum dem ersten Zinsschritt im Dezember des vergangenen Jahres noch keine weiteren gefolgt sind. Zwar bot der jüngst starke Abverkauf an den Aktienmärkten eine gute Entschuldigung für das Auslassen von weiteren Zinserhöhungen im Jänner und März, doch sehen die Zeitpunkte der weiteren geplanten Fed-Sitzungen nicht gerade „rosig“ aus: So findet die große Juni-Sitzung rund eine Woche vor der Brexit-Abstimmung in Großbritannien statt – man kann erwarten, dass die Märkte dort ähnlich nervös reagieren werden wie im Jänner.
Mittlerweile muss also Frau Yellen feststellen, dass, so leicht es war eine ultra-lockere Geldpolitik einzuführen (wenn auch fairerweise gesagt werden muss, dass dies unter ihrem Vorgänger erfolgte), so schwierig sich nun ein Ausstieg daraus gestaltet. Die Märkte reagieren äußerst angespannt, insbesondere da das wirtschaftliche Gebilde zerbrechlich erscheint. Angesichts der jüngsten Aussagen von Frau Yellen fühlt man sich in der Annahme bestätigt, dass die Notenbanker derzeit selber nicht genau wissen, wie man am besten weiter vorgehen sollte.
Und da die Märkte nichts weniger mögen als Unsicherheit, dürften die Ausschläge am Markt über die kommenden Monate weiterhin hoch bleiben.
patrick.schuchter@vvb.at,
Patrick Schuchter,
Vermögensverwaltung
Volksbank Vorarlberg