Zahl der Lehrbetriebe ist um 20 Prozent zurückgegangen

Markt / 18.04.2016 • 19:00 Uhr
Rund 2000 Betriebe bilden derzeit in Vorarlberg aus; mit attraktiven Bedingungen könnten es deutlich mehr sein. Symbolfoto: Blum
Rund 2000 Betriebe bilden derzeit in Vorarlberg aus; mit attraktiven Bedingungen könnten es deutlich mehr sein. Symbolfoto: Blum

Die Zahl der Lehrlinge hat zum Stichtag 29. Februar um 4,1 Prozent abgenommen. 

Schwarzach. (VN-sca) 6939 Jugendliche machen derzeit in Vorarlberg eine Lehre, um 296 weniger als zum Vergleichsdatum des Vorjahrs (28. 2. 2015). Das ist ein Minus von 4,1 Prozent. Zugenommen haben die Auszubildenden in den überbetrieblichen Ausbildungsstätten im Land, von 138 auf 157 Jugendliche, das ist eine Steigerung um 13,8 Prozent. Auch die Zahl der Lehreintritte ist um 1,2 Prozent ins Minus gerutscht. Doch „solange wir über 45 Prozent Lehrlinge haben, ist das noch sehr gut“, beurteilt Russ-Preis-Träger Egon Blum, der Fachmann in Sachen duale Ausbildung, die Situation nach dem Lehrlingsgipfel im Herbst.

„Taten statt Worte“

Das beim Gipfel beschlossene Paket sieht zahlreiche Maßnahmen vor, etwa die Diskussion der Wiedereinführung der Zwischenprüfung zur Hälfte der Lehrzeit. Ob es wieder einen finanziellen Bonus für gut ausbildende Betriebe gibt, stand dabei ebenfalls zur Debatte. Wichtiges Thema war bei dem Gespräch, an dem die Spitzen der Arbeiter- und Wirtschaftskammer, von Gewerkschaft und Industriellenvereinigung sowie des Arbeitsmarktservice (AMS) und der Landesregierung teilnahmen, außerdem die Unterstützung der kleineren Ausbildungsbetriebe. Lehrstellenberater sollen den Unternehmen zur Seite stehen und allfällige Defizite gegenüber den großen Lehrbetrieben ausgleichen. Die Maßnahmen seien gemeinsam beschlossen worden, nun brauche es Taten und nicht nur das Bekenntnis zur dualen Ausbildung stellt Blum klar. 

Fortschrittskontrolle

Eine Fortschrittskontrolle und immer wieder Statusberichte seien wichtig, betont Blum, der zusammen mit Gewerkschaftschef Norbert Loacker gegenüber den VN eine Zwischenbilanz nach dem Lehrlingsgipfel im Herbst zog. Auch wenn alles auf dem Weg sei, könnte es schneller gehen. Handlungsbedarf sieht Blum vor allem bei den Ausbildern. Seit 2008 ist die Zahl der Ausbildungsbetriebe im Land um 20 Prozent zurückgegangen, von 2435 Unternehmen auf aktuell 1952. Das Potenzial sei da, sind sich Blum und Loacker sicher, schließlich gibt es im Land rund 8000 Betriebe, die ausbilden könnten. Derzeit sind nicht einmal ein Viertel in diesem Bereich tätig. „Hier müssen wir aktiv werden“, fordert Blum Unterstützung, finanziell und in der Ausbildung, für die kleineren Betriebe.

Loacker kann sich in diesem Zusammenhang einen Seitenhieb auf seinen Gewerkschaftsgenossen Rudolf Hundstorfer nicht verkneifen. „Wenn ich jetzt höre, wie er bei Wahlkampfveranstaltungen in Vorarlberg die Wichtigkeit der Lehre betont, dann frage ich mich, wieso er in seiner Regierungszeit keine Gelegenheit ausgelassen hat, der Lehre zu schaden.“ In Österreich war der Rückgang der Lehrlinge (-31,5 Prozent) und der Lehrbetriebe (-26 Prozent) nämlich noch weit höher als im Land.

Unterstützung für KMU

Schließlich fordern Blum und Loacker, dass bei einer Ausbildungsverpflichtung bis 18 unbedingt die betriebliche Ausbildung berücksichtigt werden muss. „Man könnte den Betrieben dieses Engagement mit 50 Prozent der Kosten von überbetrieblichen Ausbildungszentren (ÜAZ) vergüten. Derzeit werden diese mit rund 15.000 Euro pro Jahr und Lehrling alimentiert. Eine Ausbildung in einer Firma wäre auch für die Jugendlichen ein Gewinn. Österreichweit finden die ÜAZ-Absolventen nämlich nur zu 50 Prozent einen Arbeitsplatz. „In Vorarlberg sind es aber über 80 Prozent, weil wir uns besonders anstrengen“, schließt Blum.

Duale Ausbildung in Zahlen

Vorarlberg: Lehrlinge in Ausbildungsbetrieben: 6939 (–4,1 Prozent)

Größter Rückgang: Kärnten: 7,7 Prozent

Lehrlinge Österreich gesamt: 95.827 (-5,5 Prozent)

Vorarlberg: Lehrlinge im ersten Lehrjahr in Ausbildungsbetrieben: 1961 (–1,2 Prozent)

Größter Rückgang: Salzburg: –9 Prozent

Vorarlberg: Lehrlinge in im ersten Lehrjahr in überbetrieblichen Ausbildungszentren (ÜAZ): 70 (+12,9 Prozent)

Größte Zunahme: Salzburg: +31,4 Prozent

Lehrlinge in ÜAZ: Österreich gesamt: 9745 (+3,2 Prozent)

Entwicklung der Ausbildungsbetriebe in Vorarlberg zwischen 2008 und 2015: minus 483 (–20 Prozent) auf derzeit 1952

Entwicklung der Ausbildungsbetriebe in Österreich zwischen 2007 und 2015: minus 10.442 (–26,3 Prozent) auf derzeit 29.164.