Bremse für Investitionen in Wohnimmobilien

Markt / 19.04.2016 • 22:19 Uhr
Wohnraumschaffung funktioniert nur ohne weitere Belastungspakete, sagt VEV-Präsident Markus Hagen.
Wohnraumschaffung funktioniert nur ohne weitere Belastungspakete, sagt VEV-Präsident Markus Hagen.

Studie zeigt: Private Schaffung und Sanierung von Wohnraum wird durch Steuer­reform gehemmt.

Dornbirn. (VN-reh) Die Steuerreform bringt für Arbeitnehmer zwar mehr Netto vom Brutto. Aber überall, wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten. Denn gerade Immobilienbesitzer wurden dabei nicht unbedingt wohlwollend bedacht. Die Immobilienertragsteuer wurde von 25 auf 30 Prozent erhöht, die Ermittlung des Grunderwerbsteuerbetrags auf den Verkehrswert umgestellt. Dazu kommt die rückwirkende Verlängerung von Abschreibungszeiträumen bei vermieteten Immobilien. 

Gerade letztere Maßnahme führt bei Vertretern der Immobilienwirtschaft immer wieder zu Kritik, denn sie befürchten eine Wohnraumverknappung und eine Qualitätsminderung von vermieteten Wohnungen. Das bestätigt nun eine aktuelle Studie, die die Ökonomin Agnes Streiss­ler-Führer für den Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) erstellt hat. Das Ergebnis: Allein bei den privaten und gewerblichen Vermietern dämpfen die eingeschränkten Abschreibungsmöglichkeiten die Investments um 36 Millionen Euro. Dabei würden in Summe 28 Mill. Euro an Wertschöpfung verloren gehen. „Die Investitionsbereitschaft der Immobilieneigentümer ist deutlich gesunken“, sagt auch ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel. Das hat aber nicht nur für Investoren Folgen. Durch die ausbleibenden Investitionen sind nämlich auch Arbeitsplätze gefährdet. Konkret werden knapp 400 Arbeitsplätze in der Baubranche allein durch die jüngste Steuerreform vernichtet, so die Erkenntnis der Studie. Insgesamt würden sich die Punkte der Reform, die Immobilien betreffen, als Investitionskiller erweisen.

Dämpfer für Investitionen

Die Vorarlberger Eigentümervereinigung (VEV) sieht sich durch die Studie bestätigt. Durch die Steuerreform erfährt die in Österreich bereits zuvor niedrige Investitionstätigkeit einen neuerlichen Dämpfer, heißt es; weil die überproportionale Belastung von Immobilien die private Wohnraumschaffung und auch die Wohnraumsanierung hemmt. „Die Folge ist ein staatlich verordneter Wohnungsmangel und ein von der öffentlichen Hand offenbar forcierter Substandardwohnraum. Dabei ist die Milchmädchenrechnung klar: Was knapp ist, ist teuer“, kritisiert VEV-Präsident Markus Hagen und fordert von der Politik Investitionsanreize nach deutschem Vorbild. Dort wurde nämlich im Februar 2016 für Wohnobjekte, die zum Zweck der Vermietung errichtet wurden, eine Sonderabschreibung beschlossen. Dies würde, auf Österreich umgelegt, laut der Studie einen Effekt in die umgekehrte Richtung haben, nämlich ins Positive.

Eigentümer dürfen nicht Freiwild der Fiskalpolitik sein.

Markus Hagen

Schätzung der Auswirkung der veränderten Abschreibungsmöglichkeiten auf Investitionen, Wertschöpfung, Beschäftigung und Wohnraum

» Investitionen: – 36 Mill. Euro
» Wertschöpfung: – 28 Mill. Euro
» Beschäftigung: – 386 Stellen
» Wohnungen: – 178
» Fiskaleffekt: – 14 Mill. Euro