Der Druck bleibt weiter hoch

Raiffeisen mit erfreulichem Ergebnis, auch dank Einmaleffekten. Bankomatgebühr wird kommen.
Bregenz. (VN-reh) Die Welt ändert sich stetig, und Veränderungen machen selten vor dem Finanzsektor halt – egal ob Groß- oder Regionalbank. Und so muss sich auch die Raiffeisen Bankengruppe in Vorarlberg in einem Umfeld von Nullzinsphase, Bankenabgabe, Regulatorien und digitalem Wandel ständig neu behaupten. Allesamt Punkte, die stark auf die Kostensituation der Banken drücken und den betriebswirtschaftlichen Druck erhöhen.
Allein die Raiffeisen Vorarlberg musste im vergangenen Jahr insgesamt 18 Millionen Euro an Steuern und Abgaben aufbringen, das entspricht einer Abgabenquote von 55,3 Prozent. Eine Zahl, die nicht mehr steigerungsfähig ist, betonen Vorstandsvorsitzender Wilfried Hopfner, seine Stellvertreter Michael Alge und Jürgen Kessler sowie Richard Erne als Obmann der Geschäftsleitervereinigung.
Angesichts dieser Umstände sei die Bilanz der Bankengruppe für das vergangene Jahr aber „sehr erfreulich“. Dass das Betriebsergebnis 2015 rückläufig, dafür das Ergebnis nach Risiko (EGT) dennoch mit Zuwächsen bilanzierte, liegt indes an verschiedenen Effekten.
Das Betriebsergebnis sank um 23,3 Prozent auf 50,3 Millionen Euro, weil man erstens zum Europäischen Insolvenzfonds Millionen beisteuern musste und zweitens die Dividende der Raiffeisen Zentralbank entfiel. Ohne Berücksichtigung dieser Dividende blieb der Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich. Das EGT stieg indes dank Einmaleffekt durch den Verkauf der restlichen Anteile an der Raiffeisen Bausparkasse und der Valida Pensionskasse an die Raiffeisen Zentralbank (Buchwertgewinn: 23 Mill. Euro) sowie geringeren Risikovorsorgen auf 62,2 Millionen Euro. Von den 21 selbstständigen Vorarlberger Raiffeisenbanken (plus RLB Vorarlberg) bilanzierten übrigens alle, bis auf eine Ausnahme, positiv. Ebenfalls erfreulich: Im vergangenen Jahr wurden 1,1 Milliarden Euro an zusätzlichen Krediten vergeben, die Hälfte davon für Wohnbaufinanzierungen.
Kostenschraube
Um aber die steigenden Kosten im Griff zu haben, müsse man an den Punkten, die man noch selbst beeinflussen kann, arbeiten. Bei Raiffeisen heißt das, so effizient wie möglich sein und jede Stellennachbesetzung oder Investition sehr genau prüfen. Insgesamt bleibe man bei einer vorsichtigen und risikobasierten Geschäftspolitik. Denn die Herausforderungen werden nicht kleiner, ist man sich bei der Regionalbank bewusst. Das bedeutet in Zukunft auch, dass noch mehr Kunden ihre Bankgeschäfte digital abwickeln und immer weniger in der Filiale vor Ort. Dort werde man deshalb „maßvoll de-investieren“. „Nicht die Banken schließen Bankstellen, sondern das geänderte Kundenverhalten“, sagt Hopfner.
Neben dem Tritt auf die Kostenbremse werden aber auch zusätzliche Überlegungen angestellt, um dem zunehmenden Druck auf den Bankensektor zu begegnen. So zum Beispiel Dienstleistungen in Zukunft zu bepreisen. Über eine Bankomatgebühr, wie in anderen Ländern längst Usus, müsse man diskutieren und sie werde auch – mit einer preislichen Unterscheidung zwischen Eigen- und Fremdkunden – wahrscheinlich kommen, ist der Bankenchef überzeugt.

Fakten
Raiffeisen Bankengruppe Vorarlberg
» Bilanzsumme: 11,2 Mrd. Euro (+0,6%)
» Einlagen von Kunden: 7,5 Mrd. Euro (+0%)
» Forderungen an Kunden: 7,3 Mrd. Euro (+5,4%)
» Verwaltetes Kundenvermögen: 11,1 Mrd. Euro (+0,7%)
» Betriebsergebnis: 50,3 Mill. Euro (-23,3%)
» EGT: 62,2 Mill. Euro (+8,7%)
» Mitarbeiter: 1579 (-52)
» Gesamtkapitalquote: 14,7 %