Radiotest-Manipulationen: Komitee soll Klarheit bringen

Markt / 01.05.2016 • 22:07 Uhr
Antenne Vorarlberg ist von den „Glättungen“ besonders negativ betroffen. SYMBOLFoto: RAUCH
Antenne Vorarlberg ist von den „Glättungen“ besonders negativ betroffen. SYMBOLFoto: RAUCH

Die Radiotest-Manipulationen sorgen weiter für Aufregung. Revisionskomitee wird eingesetzt.

WIEN, SCHWARZACH. (VN-sca) Der Radiotest gibt Auskunft darüber, wie viele Hörer welches Radioprogramm hören. Er ist auf dem Markt ein wichtiges Instrument für alle Anbieter, und für die Programmgestalter ein Werkzeug für ihre Arbeit.

Durch die Manipulationen des GfK (die VN berichteten in ihrer Samstagsausgabe) wurden die Daten in einem völlig falschen Licht dargestellt. Der Schaden für die benachteiligten Sender geht in die Millionen, konkret: Bis zu 20 Millionen Euro beträgt der Schaden nach Schätzungen des Präsidenten des Verbands österreichischer Privatsender (VÖP) und Geschäftsführers von Kronehit, Ernst Swoboda.

Die Gesellschaft für Kon­sumforschung (GfK), einer der größten Marktforscher weltweit mit Sitz in Nürnberg, versucht nun, den Schaden für den eigenen Ruf wie auch den Schaden für die betroffenen Radiosender mit einem sogenannten Revisionskomitee zu ermitteln und im besten Fall gutzumachen. Die Regie dafür wurde der Österreich-Niederlassung aus der Hand genommen, sie läuft über die deutsche Konzernmutter.

„Glättungen“

Besonders betroffen von den in GfK-Sprache „Glättungen“ genannten Manipulationen war Antenne Vorarlberg. Geschäftsführer Mario Mally fordert volle Aufklärung: „Wir sind von den massiven Manipulationen, die es bei den Reichweiten der Radiosender gibt, überrascht worden. Wir von Antenne Vorarlberg hatten immer schon das Gefühl unstimmiger Reichweitenzahlen, da uns alternative Erhebungen immer deutlich bessere Zahlen gezeigt haben.“ Die richtigen Hörerzahlen, die jetzt ans Licht gekommen sind, sehen den Privatsender, der von Russmedia betrieben wird, in einer ganz anderen Position. Die neuen Daten haben es wirklich in sich. Mally: „Wie wir nun wissen, sind wir der klare Marktführer in Vorarlberg! In der wichtigen Zielgruppe der 14-49-Jährigen liegen wir deutlich vor Ö3 und allen anderen Sendern, die in Vorarlberg zu empfangen sind. Unser Vorsprung zu Radio Vorarlberg hat sich mit diesen Zahlen sogar verdoppelt.“

Auch der ORF bemüht sich indes um Kalmierung. Der ORF drohte der GfK in einer Aussendung mit einem vorzeitigen Vertragsausstieg. Der Vertrauensverlust in das bisher mit dem Radiotest beauftragte Institut sei nach den eingestandenen Unschärfen während der vergangenen Jahre für den ORF dermaßen groß, dass auch die Möglichkeit eines vorzeitigen Ausstiegs aus dem laufenden Vertrag geprüft werde. Auf Aufklärung pocht auch Landesdirektor Markus Klement gegenüber den VN. Er sei erschüttert über die Dreistigkeit, mit der die Auftraggeber über Jahre getäuscht wurden.

Externe Überprüfung

Wie geht es nun weiter in der Millionenaffäre am österreichischen Medienmarkt? Die GfK ihrerseits will mit einem sogenannten Revisionskomitee die Manipulationen aufklären. Aufgabe dieses Komitees sei es, die von GfK vorgenommenen Glättungen der Radiotest-Daten detailliert aufzuarbeiten und sich auf ein einvernehmliches, methodisches Vorgehen zu einigen, bei dem methodische Weiterentwicklungen auf wissenschaftlich korrekter Basis sowie in transparenter Abstimmung mit allen Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Radiotest vorgenommen werden, formulieren die Meinungsforscher. Die Auftraggeber des Radiotests – ORF, Kronehit und der Privatradio-Vermarkter RMS – fordern von GfK eine externe Überprüfung der Daten. „Auch wenn die Bemühungen der deutschen GfK-Geschäftsführung, die Vorfälle aufzuklären, positiv gesehen werden, ist es unumgänglich, die Daten durch ein unabhängiges Institut überprüfen zu lassen“, teilten sie gemeinsam mit.

Wir werden mit Nachdruck korrekte Daten einfordern.

Mario Mally, GF ANTENNE