Nur fünf Prozent würden einen Pfuscher anzeigen

Markt / 12.05.2016 • 21:02 Uhr
Nur fünf Prozent würden einen Pfuscher anzeigen

Stimmungswandel bei Österreichern: Schwarzarbeit wird weniger als Kavaliersdelikt gesehen.

Linz. (VN) Die Österreicher und mit ihnen die Vorarlberger stehen der Schattenwirtschaft kritischer gegenüber als auch schon mal. „Dinge im Pfusch erledigen lassen“ wird immer weniger als Kavaliersdelikt betrachtet – zuletzt nur noch von circa 52 Prozent der Bevölkerung. Anfang 2015 waren es noch um zehn Prozentpunkte mehr, hat der Linzer Volkswirtschafts-Professor Friedrich Schneider ermitteln lassen.

Unrechtsbewusstsein

Selbst „schwarz“ zu arbeiten, sehen laut der Market-Linz-Umfrage, die in den Monaten Jänner und Februar im Auftrag von Schneider durchgeführt wurde, jetzt nur noch 25 Prozent als Kavaliersdelikt an, nach 34 Prozent ein Jahr davor – das Unrechtsbewusstsein wächst also.  Am häufigsten – zu 55 Prozent – werden „Pfuscher“ im Bereich „Renovieren einer Wohnung oder eines Hauses“ beschäftigt, sagten die nach einer tatsächlichen Inanspruchnahme von Pfusch-Dienstleistungen Befragten, gefolgt von Reparaturen am Auto (21 Prozent). Danach folgen Kosmetik- und Friseurdienstleistungen (15 Prozent), die Inanspruchnahme von Hausarbeit (13 Prozent) und von Nachhilfestunden und Gartenarbeiten mit je acht Prozent sowie von Kinderbetreuung mit fünf Prozent. Gegenüber 2015 ist der Anteil bei der Kategorie Wohnungs- oder Hausrenovierung mit 15 Prozentpunkten am stärksten gesunken.

Eine hohe Diskrepanz gibt es zwischen eigenem „Pfusch-Verhalten“ und der Meinung, wie viel in verschiedenen Bereichen an sich schwarzgearbeitet wird. Beispielsweise haben 21 Prozent der Befragten bei Autoreparaturen einen Pfuscher in Anspruch genommen, 58 Prozent meinen aber, dass in diesem Sektor besonders häufig schwarzgearbeitet wird.

36 Prozent ließen pfuschen

Heuer gaben 36 Prozent zu, dass sie in den letzten zwei bis drei Jahren auf einen „Pfuscher“ zurückgegriffen hätten, um sieben Prozentpunkte weniger als zuletzt. „Nur“ 31 Prozent meinten, dass durch den Pfusch dem Staat viele Milliarden an Steuereinnahmen entgehen. Ganze fünf Prozent meinten, dass man „Pfuscher“ anzeigen sollte. Befragt wurden 1.032 in Face-to-Face-Interviews, repräsentativ für die ab 15-jährige Bevölkerung (Schwankungsbreite maximal +/- 3,11 Prozent). Größter Verlierer beim „Pfusch“ sei der Staat, betont Schneider, dem durch die Schattenwirtschaft hauptsächlich Sozialversicherungsbeiträge entgehen – nämlich Steuer- und SV-Beitragsausfälle von 2,0 bis 3,5 Mrd. Euro pro Jahr. Etwa zwei Drittel der Wertschöpfung kommen von „Pfuschern“, die selbstständig oder unselbstständig in einem offiziellen Job beschäftigt sind, die volle Steuer- und Abgabenlast tragen und „nur“ die „schwarzen“ Überstunden nicht versteuern, so der Experte.