Unternehmen laufen Online-Trends hinterher

Markt / 13.05.2016 • 22:22 Uhr
Florian Wassel gründete noch vor Studienabschluss die Digitalagentur Towa in Bregenz, die heute 21 Mitarbeiter beschäftigt. Foto:VN
Florian Wassel gründete noch vor Studienabschluss die Digitalagentur Towa in Bregenz, die heute 21 Mitarbeiter beschäftigt. Foto:VN

Digitalagentur Towa nahm Vorarlbergs Top-100-Unternehmen unter die Lupe – mit ernüchterndem Ergebnis.

Bregenz. (VN-reh) Vorarlbergs Top-100-Unternehmen stehen für wirtschaftlichen Erfolg, für Innovation und Stärke. Geht es allerdings um deren digitale Fitness und Social-Media-Aktivitäten, ortet Florian Wassel, Geschäftsführer der Digitalagentur Towa, Schwächen. Die Experten des Bregenzer Unternehmens nahmen heuer bereits zum zweiten Mal die hundert größten Betriebe des Landes unter die Lupe. Und das mit ernüchterndem Ergebnis. Denn mit wenigen Ausnahmen laufen Vorarlbergs Unternehmen den Online-Trends weiterhin hinterher. „Social Media ist bei den Unternehmen nur bedingt angekommen. Viele ignorieren die Trends auch. Das grenzt provokant gesagt schon fast an Fahrlässigkeit“, sagt Wassel, der mit der Studie wachrütteln und Chancen aufzeigen will. Denn er ist fest davon überzeugt, dass das Marketing durch die Digitalisierung radikal verändert wurde.

Was Florian Wassel und seinem 21-köpfigen Team aus Betriebswirten, Designern und Programmierern besonders zu denken gibt, ist die Tatsache, dass die Hälfte aller untersuchten Unternehmen keine mobile-optimierte Website hätten. Dadurch würden sie viele potenzielle Kunden erst gar nicht erreichen. Zudem seien nur 15 Prozent der Betriebe technisch in der Lage, ihre eigenen Kundendaten mit jenen von Google und Facebook zu verknüpfen und so erst die ganze Palette der Möglichkeiten des digitalen Marketings für sich zu nutzen. Untersucht wurde weiters auch die sogenannte „Facebook-Engagement-Rate“. Diese misst in Prozent, wie viele Fans der Facebookseite auf die Einträge mit Kommentaren und Likes reagieren. „Diese Rate liegt bei den Top 100 bei lediglich 0,45 Prozent. Das bedeutet, dass von 100 Followern weniger als ein ‚halber User‘ mit der Seite interagiert“, erklärt der Geschäftsführer.

SiMo, Head und Wolford spitze

Weil aber dort, wo Schatten, auch immer Licht ist, gibt es durchaus digitale Vorreiter unter den größten Betrieben des Landes. Das Tourismusunternehmen Silvretta Montafon, der Sportartikelhersteller Head sowie der Strumpfkonzern Wolford würden sich positiv von den anderen abheben. „Die Silvretta Montafon spielt Inhalte auf sämtlichen untersuchten Kanälen parallel. Auch Head mit dem untersuchten Segment Tennis besitzt eine Reichweite in Social-Media-Kanälen, von der andere Unternehmen nur träumen können. Wolford ist sowohl im Suchmaschinenmarketing als auch auf Social-Media-Kanälen aktiv, interagiert täglich mit den über 180.000 Fans“, begründet Florian Wassel. Erwähnenswert seien auch die Online-Marketing-Maßnahmen von Rupp. Mit ihrer Engagement-Rate von 3,2 Prozent gehört das Unternehmen zu den besten in Vorarlberg“, lobt er die digitalen Vorzeigebetriebe.

„Verpassen den Anschluss“

Für den 25-Jährigen sind die digitalen Kundenbeziehungen schon daher wichtig, weil das Business immer sozialer werde. „Smartphones sind im Grunde selbst eine soziale Plattform. Sie wissen, wer unsere Freunde sind, wo wir uns aufhalten und bewegen, wo unsere Interessen liegen.“ Daher gehe es immer mehr darum, wie die Unternehmen mit den Zielgruppen kommunizieren und ihnen neue Produkte oder Dienstleistungen präsentieren.

Wassels Botschaft ist daher deutlich: „Ignorieren die Vorarlberger Unternehmen weiter die digitale Entwicklung, Technik und Möglichkeiten und warten ab, verpassen sie nicht nur wirtschaftliche Chancen, sondern verlieren mehr und mehr den Anschluss an eine unaufhaltbare digitale Zukunft.“