250 km/h ohne Erschütterungen

Getzner Werkstoffe entwickelt Schwingungsschutz für Gotthard-Basistunnel.
Bürs. (VN) Am 1. Juni, 17 Jahre nach der ersten Sprengung im Hauptstollen, wird der längste Eisenbahntunnel der Welt offiziell eröffnet. Die Schweiz feiert die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels, schon seit Monaten bereiten sich die SBB und die offizielle Schweiz auf dieses Jahrhundertereignis vor. Damit es möglichst sanft und ohne Lärm über die Bühne gehen kann, kommt Know-how aus Vorarlberg zum Einsatz.
Zehn Züge pro Stunde
Durch den Gotthard-Basistunnel, der die Schweizer Orte Erstfeld im Kanton Uri und Bodio im Tessin miteinander verbindet, werden künftig täglich 250 Züge mit Geschwindigkeiten von bis zu 250 km/h fahren; rund zehn Züge pro Stunde entlasten die Straßen über die Alpen nachhaltig. Um trotz dieser starken Beanspruchung eine hohe Verfügbarkeit und natürlich eine lange Lebensdauer des Eisenbahnoberbaus zu gewährleisten, entwickelte das Bürser Unternehmen Getzner Werkstoffe in den vergangenen Jahren einen speziellen Schwingungsschutz.
Die Anforderungen bei diesem Projekt sind besonders hoch: Zur hochfrequenten Nutzung des Bahntunnels kommen Umgebungstemperaturen von bis zu 40 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 70 Prozent hinzu. Zudem bewirken die hohen Fahrgeschwindigkeiten der Züge starke Druck- und Sogkräfte, die das Material ebenso überdurchschnittlich beanspruchen. Eine Herausforderung, wie sie die Fachleute in Bürs gerne annehmen.
Aus dem von Getzner entwickelten Werkstoff Sylodyn wurden elastische Lager für die Einzelblockschwellen und die Hochgeschwindigkeitsweichen in beiden Tunnelröhren für die feste Fahrbahn sowie auf Abschnitten der Zulaufstrecken eingebaut.
Schwingungsschutz
„Der Schwingungsschutz reduziert Erschütterungen und sorgt so für geringeren Verschleiß bei den Oberbaukomponenten, wodurch sich der Wartungsaufwand der Strecke minimiert. Auch der Reisekomfort erhöht sich durch den Erschütterungsschutz deutlich, da die hochelastischen Einlagen für eine gleichmäßige Einsenkung bei der Zugüberfahrt sorgen“, erklärt Jürgen Rainalter, Geschäftsführer von Getzner. Bis zur Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels werden sämtliche Komponenten realen Belastungen im Testbetrieb ausgesetzt; bis zu 5000 Testfahrten sind geplant.
Getzner begleitete das Projekt über den gesamten Zeitraum hinweg. Auch wenn am 1. Juni die Eröffnung stattfindet, bleibt noch Zeit für Optimierungsmaßnahmen: Der fahrplanmäßige Betrieb soll am 11. Dezember 2016 aufgenommen werden.
Fakten
» Gründung: 1969 (als Tochter der Firma Getzner, Mutter & Cie)
» Geschäftsführer: Jürgen Rainalter
» Mitarbeiter: 340 (davon 240 am Standort Bürs)
» Umsatz 2015: 77,9 Mill. Euro
» Tunnel: Streckenlänge 114 km,
2 Röhren à 57 km, elastische
Komponenten von Getzner