Polen als Zielmarkt für besondere Immobilien

Realisierung eines Bürohauses in Warschau war prestigeträchtiges Highlight für die S+B-Gruppe.
WIEN. Der bekannteste Exportartikel Polens ist derzeit wohl Fußball-Star Robert Lewandowski, der sein Land bei der Europameisterschaft möglichst bis ins Finale schießen soll. Doch nicht nur im Fußball, sondern auch in der herkömmlichen Arbeitswelt verfügt das über 38 Mill. Einwohner zählende Land über viele extrem gut ausgebildete Spitzenkräfte, die Polen zu einer wirtschaftlichen Top-25-Nation gemacht haben. Im Vorjahr wurde erstmals ein Handelsbilanzüberschuss erzielt. Was den Exportmarkt für Österreich betrifft, nimmt der Staat Platz neun im Ranking ein.
Seit über 25 Jahren realisiert die S+B-Gruppe komplexe Immobilienprojekte in ganz Europa. Polen ist einer der wichtigsten Zielmärkte des Unternehmens. Ein ganz besonderes Projekt war die Realisierung eines neuen Bürohauses in Warschau mit mehr als 26.000 Quadratmetern Fläche gleich gegenüber dem Kulturpalast. Das Investitionsvolumen betrug rund 100 Millionen Euro. Verbunden mit dem benachbarten Wahrzeichen Rotunda bietet dieser Standort die besten Bedingungen in einer prestigeträchtigen Lage. Zudem wurde im besten Büroviertel der Hauptstadt mit dem sogenannten „kroLEWska“ ein weiteres Gebäude von der S+B-Gruppe errichtet. Anfang Juni zogen dort die ersten Mieter ein.
Für Reinhard Schertler, Vorstand der österreichischen S+B Gruppe AG Polen, ist das Land trotz der sehr autoritär vorgehenden Rechtsregierung ein interessanter und vor allem stabiler Zielmarkt, der weiter bearbeitet werden soll. Das Unternehmen konzentriert sich vorwiegend auf sogenannte „Core-Lagen“. Was so viel heißt, dass nach dem Besten vom Besten gesucht wird. Die Schwierigkeiten liegen dabei weniger in der Verwirklichung des Bauprojekts, sondern vielmehr darin, die Genehmigungen und die Zustimmung der Nachbarschaft zu erlangen. Schertler: „Da braucht es viel Fingerspitzengefühl, Ausdauer und vor allem Hartnäckigkeit.“ Mit einem Vorurteil räumt der Bauunternehmer aus Lauterach allerdings auf. „Wer glaubt, man könne es sich dort richten, wie es den postkommunistischen Ländern oft unterstellt wird, liegt vollkommen falsch.“ Vielmehr werden die Gesetze in Polen sehr ernst genommen. Einen kleinen Unterschied zu Vorarlberg sieht er vielmehr darin, dass Warschau im Städtebau über sehr flexible Instrumente verfügt und nicht so starr an Bebauungsplangrenzen wie bei uns klebt. Fast das gesamte Stadtgebiet befindet sich im Eigentum der Stadt. Ein Privater kann lediglich auf 95 Jahre eine Art Pachtgrundstück erwerben. Dadurch kann die Stadt starken Einfluss auf die Gestaltung ausüben. Um als österreichische Firma in Polen Erfolg zu haben, ist es entscheidend, auf gutes lokales Personal zu setzen, das die Nuancen der polnischen Gepflogenheiten kennt. In Polen wird bei internationalen Geschäften vorwiegend Englisch gesprochen, Deutsch kommt nicht so gut an. Die Mentalitätsunterschiede zwischen Österreicher und Polen seien weit geringer als man vermuten würde. „Letztlich sind wir alle Mitteleuropäer“, bringt es Schertler auf den Punkt.
S+B Gruppe AG
» Gründungsjahr: 1986
» Headquarter: Wien
» Beschäftigte: 110
» Sitze: Wien, Warschau, Prag, Bukarest
» Projektvolumen: ca. 120 Mio. p.a.