In den USA ist es wichtig, einen Berg zu gewinnen

Markt / 22.06.2016 • 18:49 Uhr
Die Kristallkugelkönigin Lindsey Vonn siegte im Weltcup auf Head-Skiern.  Foto: GEPA pictures/ Harald Steiner
Die Kristallkugelkönigin Lindsey Vonn siegte im Weltcup auf Head-Skiern. Foto: GEPA pictures/ Harald Steiner

Head strebt in den USA eine weitere Steigerung des Marktanteils auf 15 Prozent an.

Kennelbach. (cro) Auch wenn die Spitzensportlerin Lindsey Vonn zum Vorschlaghammer griff und aus Wut ihre Head-Skier zerstörte, dem Erfolg tat das keinen Abbruch. Weder dem des 31 Jahre alten Ski-Superstars, noch dem des Vorarlberger Sportartikelherstellers.

Die Skirennläuferin sicherte sich unmittelbar danach Platz zwei bei der Weltcup-Abfahrt von La Thuile/Italien und die kleine Kristallkugel für die Saisonbeste in der Königsdisziplin. Und Head wurde sogar für den Wirtschafts-Oskar 2016 nominiert. Eben weil es den Vorarlbergern gelungen ist, die Bestellungen für Wintersportausrüstungen um 19 Prozent zu steigern. Die USA sind daher mit Abstand der größte Markt für das Unternehmen.

Größter Markt

„Wir erwirtschaften dort etwa 27 Prozent unseres Gesamtumsatzes“, erklärt der Marketingverantwortliche René Harrer. Das machte im vergangenen Jahr immerhin rund 115 Millionen Euro aus. Dabei ist der amerikanische Markt eine echte Herausforderung. „Der US-Markt ist nicht nur riesig, sondern auch der größte Markt für fast alles“, sagt der österreichische Wirtschaftsdelegierte Michael Friedl. Und diese Größe ist es, aus der sich die Attraktivität begründet. Doch andererseits bedeutet das auch, dass fast alle internationalen Konkurrenten schon da sind.

55.000 verkaufte Skier

Head hingegen hat den Markt längst klar gemacht. Rund 55.000 Skier werden pro Jahr ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten abgesetzt. Und es sollen weit mehr werden. „Wir streben eine weitere Steigerung unseres Marktanteils auf 15 Prozent an“, legt Harrer die Karten offen auf den Tisch. Mit den Differenzen am Markt hat sich die 1950 gegründete Firma längst vertraut gemacht. Der größte Unterschied ergibt sich für den Sportartikelhersteller aus der Zentralität. „In den USA werden im Gegensatz zu Europa beispielsweise die Skigebiete viel zentraler kontrolliert, sowohl im Einzelhandel als auch im Skiverleih“, bemerkt Harrer und bringt es auf den Punkt: „Entweder man hat einen Berg gewonnen oder man hat ihn verloren.“ Also draufhauen. Nicht mit dem Vorschlaghammer, vielmehr mit hochwertiger Hightech-Ausrüstung. Aber darin sind die Kennelbacher sowieso Weltmeister.

150 Millionen Euro Zoll

Die USA sind der zweitwichtigste Exportzielmarkt Österreichs und der größte Überseemarkt. Erfolgreich sind dabei nicht nur die Großen, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen mit ihren innovativen Produkten und Nischenlösungen. KMUs generieren etwa 85 Prozent der österreichischen Exporte in die USA. „Fast zwei Drittel sind sogar Kleinbetriebe mit weniger als 50 Mitarbeitern“, informiert Friedl. Diese Exporte belaufen sich auf eine Höhe von neun Milliarden Euro. „Davon sind 150 Millionen Euro nur Zollgebühren, die zu bezahlen sind“, weiß der österreichische Wirtschaftsdelegierte. „Wenn es zu einem Abbau der Zölle und zu einer Angleichung der Standards und Vorschriften käme, dann wäre dies nicht nur eine gewaltige Kostenersparnis“, weist er auf die Chancen des vieldiskutieren Freihandelsabkommen TTIP hin und betont: „Hier in den USA denkt man sogar oft, dass man durch TTIP höhere Standards, z.B. im Lebensmittelbereich und bei Pharmazeutika importieren könnte.“

Abschließend stellt er in den Raum: „Wenn wir da auf Augenhöhe miteinander verhandeln und im dann entstandenen größten Freihandelsmarkt der Welt gemeinsame höhere Standards haben, gibt es sowohl auf der Unternehmer- als auch auf der Konsumentenseite viele Gewinner.“

HEAD Sport GmbH

» Sitz: Kennelbach

» Exportquote: über 95%

» Marktanteil USA: Wintersport ca. 10%, Tennis ca. 28%, Tennisbälle ca. 60%

» Exportländer: weltweit

» Umsatz: 2015 ca. 425 Millionen Euro

» Umsatz USA: 2015 ca. 115 Millionen Euro