„Düngen, hegen und mit Sauerstoff versorgen“

Nicht nur Studenten erweitern ihren Horizont bei Auslandssemestern – auch Lehrlinge tun das.
Hittisau. (VN-sca) Andreas Graf ist begeistert. Seit über fünf Wochen werkt der junge Dresdner nun in der Holzwerkstatt von Markus Faißt in Hittisau. Und verlässt die Werkstatt bald wieder. Graf ist Erasmus-Lehrling. Der junge Mann, Sohn aus einer Tischlerfamilie, hat den Betrieb für seinen Auslandaufenthalt mit großer Sorgfalt ausgewählt – und er hat auch die Erwartungen seines Gastbetriebes mehr als erfüllt, wie Tischler Markus Faißt betont.
Faißt ist einer der Vorarlberger Vorzeigebetriebe in Sachen Holz. Erst vor Kurzem konnte das Unternehmen für die Gestaltung des Österreich-Standes auf der Tourismusbörse in Berlin internationales Lob einheimsen. Faißt beteiligt sich seit vielen Jahren an der Aktion Xchange, das Lehrlinge im Arge-Alp-Raum von Trentino bis ins Elsass vermittelt, und an der bereits rund 1500 Auszubildende teilgenommen haben. „Man muss den jungen Menschen die Chance geben, Neues zu erfahren, sie düngen, hegen und mit Sauerstoff versorgen“, sagt Markus Faißt über das Programm, das dem Betrieb und dem Lehrling viel bringe. Nicht nur beruflich, auch in Sachen Persönlichkeitsbildung, ist er überzeugt.
XChange organisiert
„XChange ist gut eingespielt“, betont Karin Maier, die den Lehrlingsaustausch organisiert. Sie nimmt Betrieben und Lehrlingen alles ab, was im Austausch zwischen den Ländern für Bürokratie-Stress und Ärger sorgen könnte. XChange sucht den richtigen Partnerbetrieb, betreut Firmen und Jugendliche, regelt den Versicherungsschutz und stellt nach dem Praktikum ein Zertifikat aus. Die Kosten für Fahrt und Aufenthalt werden über das EU-Programm Erasmus gefördert.
Dieses Programm ist es auch, das Austausch-Lehrling Andreas Graf in Anspruch nimmt. Der Dresdner organisierte seinen Aufenthalt in Hittisau selbst, er weiß, wie wertvoll die Hilfe von XChange ist. In Hittisau lernt er einen ganz anderen Umgang mit dem Werkstoff Holz als in seinem Stamm-Lehrbetrieb, den Deutschen Werkstätten Hellerau. Diese zählen zu den renommiertesten Möbelherstellern Deutschlands und sind neben dem Innenausbau zum Beispiel der Dresdner Frauenkirche besonders im Jacht-Interieur-Bereich tätig. „Wir machen ganz andere Sachen, ich kann deshalb viel aus der Holzwerkstatt Faißt mitnehmen“, sagt Graf. Er schätzt neben dem fachlichen Input besondes den Kontakt zu seinen „Teilzeit-Kollegen“ und genießt den Bregenzerwald.
Allen dreien – Karin Maier, Andreas Graf und Markus Faißt – ist es ein Anliegen, die Idee des Austausches weiteren Lehrlingen und Betrieben schmackhaft zu machen. „Der Blick über den Tellerrand nützt den Jugendlichen und den Betrieben“, ist Maier überzeugt. In Vorarlberg wird das Programm übrigens von der Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer koordiniert.
Informationen: xchange-info.net, oder Lehrlingsstelle, Franz Huber, huber.franz@wkv.at