„Uns tut der Brexit weh“

Das Götzner Unternehmen Webgears erwirtschaftet 40 Prozent des Umsatzes im UK.
Götzis. (cro) Auch wenn im Vereinigten Königreich nichts mehr so ist, wie es war, ist auf eins immer Verlass: Es regnet bei den Tennismeisterschaften in Wimbledon. Und doch ist man geneigt zu glauben, dass es sich in diesem Jahr nicht um gewöhnliche Niederschläge handelt, sondern um Tränen nach dem bösen Erwachen. Selbst unter den 52 Prozent der Briten, die sich am 23. Juni für einen Austritt aus der EU entschieden haben, ist die Unsicherheit spürbar. Aber schon seit Langem wurden die negativen volkswirtschaftlichen Folgen in Modellrechnungen eruiert. Und die Economist Intelligence Unit (EIU) ist sich sicher: die Wachstumskurve fällt beträchtlich flacher aus, als bei einem Verbleib der Briten in der Union.
Brexit tut weh
Das drückt auch bei den österreichischen Unternehmen auf die Tränendrüse, denn ob das im vergangenen Jahr erzielte Rekordexportvolumen von 7,3 Milliarden Euro in den nächsten Jahren wieder erreicht oder gesteigert werden kann, ist fraglich. „Das ist von den Weichenstellungen abhängig, die aus heutiger Perspektive schwer vorherzusehen sind“, macht sich auch bei Christian Kesberg im Außenwirtschaftscenter in London Ratlosigkeit breit. Das Team des Vorarlberger Unternehmens Webgears hingegen spürt den Wahlausgang unmittelbar.
„Der Brexit tut uns weh“, sagt Tobias Klien. Der 29-Jährige hat gemeinsam mit Alexander Bitsche (32) und Daniel Ender (30) vor sechs Jahren Webgears gegründet. Heute zählen die Smart-Shopping-Experten mit Gutscheinsammler.de und weiteren Portalen unter anderem in Großbritannien zu den Marktführern.
Exportpreis
Vor wenigen Tagen durften sich Klien, Bitsche und Ender auch noch über zwei prestigeträchtige Auszeichnungen freuen. Ihnen wurde in Wien der „Born Global Champions Award“ und „Österreichische Exportpreis 2016“ (3. Platz) in der Kategorie „Information & Consulting“ verliehen. Doch nun ist die Freude ein wenig gedämpft. „Wir erwirtschaften 40 Prozent unseres Umsatzes in UK, also in Pfund“, erklärt Klien und macht keinen Hehl daraus, dass die heftigen Turbulenzen am Devisenmarkt und die Talfahrt des Pfundes zu Umsatzeinbußen führen werden.
Die international tätige Firma Webgears profitiert vor allem davon, dass die Digitalisierung des Handels auf der Insel ein gutes Stück weiter ist. Mit Coupons einkaufen und dabei richtig sparen, gehört regelrecht zum Volkssport. Beides zusammen füllt die digitalen Warenkörbe und lässt die virtuelle Kasse klingeln. Auch bei Webgears, die pro generiertem Kauf eines Users fünf Prozent Provision erhalten. Das macht bei 3,5 Millionen Usern immerhin einen Jahresumsatz von 11 Millionen Euro.
Webgears
» Gründung: 2010
» Mitarbeiter: 14 in Götzis,
38 in Berlin
» Umsatz: 11 Millionen Euro
» Tätig in 10 Ländern
» 55 Millionen Zugriffe im Jahr 2015
» Gutscheine für über 1700 Shops
» 171.000 Facebook-Fans
» 500.000 Newsletter-Empfänger