Wie aus Harz und Farbe ein Werkstück entsteht

Markt / 30.06.2016 • 18:57 Uhr
Ronja besuchte ihren Papa in der Qualitätssicherung.
Ronja besuchte ihren Papa in der Qualitätssicherung.

Am Vorarlberger Zukunftstag durften Schüler ihre Eltern zum Arbeitsplatz begleiten.

Dornbirn. Schutzbrille und Handschuhe sind angelegt. Vorsichtig gießt Laura das Harz in einen Becher. Genau 30 Gramm, das ist die Angabe auf dem Rezept. „Das ist wie beim Kuchenbacken“, scherzt Daniel Schäffler (33), Lehrlingsausbildner bei 1zu1 Prototypen. Die Zehnjährige gibt noch hellgrüne Farbe hinzu. In diesem Ton soll später ihr selbst angefertigtes Werkstück, ein Smartphoneständer, erstrahlen. Ein Kind nach dem anderen rührt eine eigene Masse an.

Unternehmen statt Schule

Insgesamt acht Mädchen und Buben zwischen zehn und 14 Jahren standen gestern am Vorarlberger Zukunftstag „ich geh mit“ in der Lehrlingswerkstatt des Prototypen- und Modellbauers in Dornbirn. Im Rahmen des von BIFO, Wirtschaftskammer und Land Vorarlberg initiierten Tages sammelten die Kinder erste Erfahrungen in der Arbeitswelt und schauten ihren Eltern über die Schulter. Insgesamt haben am Donnerstag 1772 Buben und Mädchen in 889 Vorarlberger Unternehmen geschnuppert.

Das Dornbirner Hightech-unternehmen 1zu1 Prototypen war dieses Jahr das erste Mal beim Zukunftstag dabei. „Ich finde, das ist eine tolle Idee. Überall gibt es einen Mangel an guten Lehrlingen. Das ist sicherlich ein guter Weg, um künftige Mitarbeiter zu finden. Ich glaube, den Kindern gefällt, dass sie auch handwerklich mitarbeiten können“, zeigt sich Schäffler begeistert.

Handwerkliches Geschick

Nachdem die Kinder Harz und Farbe gemischt haben, wird die Silikonform maschinell befüllt. Durch einen Trichter mit Schlauch gelangt das bunte Harz ins Innere der Form. Schäffler betätigt einen Knopf und erklärt: „In der Maschine entsteht nun ein Vakuum, damit beim Gießen keine Luftblasen im Kunststoff entstehen.“ Die Mädchen und Buben staunen, als Schäffler einen Hebel betätigt und die bunte Harzmasse in den Trichter fließt. „Jetzt muss die Silikonform für 30 Minuten in den Ofen, damit der Kunststoff aushärten kann.“

Fräsen begeistert Buben

In der Zwischenzeit fertigen die Schüler in einer anderen Ecke der Lehrlingswerkstatt den Untergrund für ihren Smartphoneständer an. In der Fünf-Achsen-Maschine werden die Kanten des Aluminiumsockels abgefräst und der Name jedes Kindes eingraviert. Sofia (10) darf den Startknopf drücken. Nach ein paar Minuten holt sie das fertige Stück heraus und soll es mit Druckluft von restlichen Spänen befreien. „Das ist aber laut“, schreit die Lustenauerin und hält sich lieber die Ohren zu. Die Buben sind von der Fräsmaschine begeistert. „Cool, wie das funktioniert“, sagt Jonas (14).

Mittlerweile ist auch der Kunststoff im Ofen ausgehärtet. Lehrlinge helfen dabei, die Silikonformen zu öffnen. Die Sprösslinge können es kaum glauben, als der bunte Smartphoneständer im Inneren zum Vorschein kommt. Mit Schleifpapier nehmen die Buben und Mädchen noch den letzten Feinschliff vor.

Papa über die Schulter schauen

Natürlich wollen die Kinder auch noch sehen, was ihre Väter den ganzen Tag machen. Ronja (12) besucht ihren Papa Marco Hermann (42) in seinem Büro. Er arbeitet in der Qualitätssicherung. Dort überwacht er die hergestellten Teile über ein optisches Messsystem und erklärt: „Ich mache einen 3D Scan des Produkts. Anschließend analysiere ich in mehreren Schritten, ob das Werkstück den Vorgaben entspricht.“ Ronja hört ihrem Vater aufmerksam zu und beobachtet seine Handgriffe.

Schäffler zieht eine positive Bilanz von diesem Tag: „Es war eine gute Erfahrung. Wenn der Zukunftstag nächstes Jahr wieder stattfindet, sind wir sicher mit dabei.“

Es gibt wenige gute Lehrlinge. Der Zukunftstag ist ein Weg, um zukünftige Mitarbeiter zu finden.

Daniel Schäffler, 1zu1 Prototypen
Die acht Kinder durften bei 1zu1 Prototypen auch selbst ein Werkstück anfertigen und nach Hause mitnehmen. Fotos: VN/Steurer
Die acht Kinder durften bei 1zu1 Prototypen auch selbst ein Werkstück anfertigen und nach Hause mitnehmen. Fotos: VN/Steurer
Die acht Kinder durften bei 1zu1 Prototypen auch selbst ein Werkstück anfertigen und nach Hause mitnehmen. Fotos: VN/Steurer
Die acht Kinder durften bei 1zu1 Prototypen auch selbst ein Werkstück anfertigen und nach Hause mitnehmen. Fotos: VN/Steurer
Sofia Godec, 10, LustenauIch finde es cool, dass ich meinen Papa in die Firma begleiten durfte. Jetzt weiß ich, was er hier den ganzen Tag macht. Mir hat gut gefallen, dass wir auch selbst etwas anfertigen durften.

Sofia Godec,

10, Lustenau
Ich finde es cool, dass ich meinen Papa in die Firma begleiten durfte. Jetzt weiß ich, was er hier den ganzen Tag macht. Mir hat gut gefallen, dass wir auch selbst etwas anfertigen durften.

Jakob Hagspiel, 12, DornbirnDurch den Zukunftstag habe ich gesehen, was mein Papa beruflich macht. Ich durfte sogar selbst mitarbeiten. Nach der Schule möchte ich eine Lehre als Seilbahntechniker machen.

Jakob Hagspiel,

12, Dornbirn
Durch den Zukunftstag habe ich gesehen, was mein Papa beruflich macht. Ich durfte sogar selbst mitarbeiten. Nach der Schule möchte ich eine Lehre als Seilbahntechniker machen.

Aimee Mauracher, 13, DornbirnMich hat interessiert, was mein Papa bei der Arbeit macht. Im Unternehmen gefällt mir die Harmonie sehr gut. Nach der Schule möchte ich was mit Tieren machen oder bei 1zu1 arbeiten.

Aimee Mauracher,

13, Dornbirn
Mich hat interessiert, was mein Papa bei der Arbeit macht. Im Unternehmen gefällt mir die Harmonie sehr gut. Nach der Schule möchte ich was mit Tieren machen oder bei 1zu1 arbeiten.