Handwerker klagen: “Finden keine ungelernten Kräfte”

Markt / 07.08.2016 • 19:03 Uhr
Im Bauhilfsgewerbe, z. B. bei den Bodenlegern, herrscht akuter Arbeitskräftemangel.  Symbolfoto: VN/Hofmeister
Im Bauhilfsgewerbe, z. B. bei den Bodenlegern, herrscht akuter Arbeitskräftemangel. Symbolfoto: VN/Hofmeister

Nicht nur bei Facharbeitern, auch bei Hilfskräften scheint der Mangel in Vorarlberg groß. 

Schwarzach, Bregenz. (VN-sca) „Ich kenne eine ganze Reihe von Unternehmern, die keine Aufträge mehr annehmen können, weil ihnen die Mitarbeiter fehlen“, berichtet der Berufsgruppensprecher der Vorarlberger Bodenleger und stellvertrende Innungsmeister des Bauhilfsgewerbes, Walter Eberle. Und dabei geht es nicht um Fachkräfte, sondern um ungelernte Hilfskräfte. Nicht nur bei den Bodenlegern fehlen die ungelernten Helfer, auch in anderen Branchen.

Groll auf AMS

Ein Lustenauer Verputzer, der nicht namentlich genannt werden will, hat die Hoffnung aufgegeben. Er arbeitet selbst auch sonntags, um seine Aufträge fristgerecht erfüllen zu können. Und grollt deswegen nicht nur den potenziellen Mitarbeitern, sondern auch dem Arbeitsmarktservice (AMS). „Ich kann das schon nicht mehr hören, wenn man davon spricht, dass die Ungelernten keine Chance am Arbeitsmarkt haben“, nimmt er Bezug auf die regelmäßigen Arbeitsmarktberichte.

Dem Sprecher der Kleintransporteure in der Wirtschaftskammer, Michael Forster, geht es ebenso: „Ich suche händeringend Leute, aber es kommen nicht einmal welche zur Vorstellung“, sagt er. Dabei zahle er genauso wie seine Branchenkollegen Löhne, die nicht schlecht seien. Seit Jahren sei dies in der Branche ein Problem, dem mithilfe des AMS auch nicht beizukommen sei. Allen ist gemeinsam, dass sie vermuten, dass die Arbeitsplatzvermittler nicht mit der nötigen Konsequenz darauf drängen, dass die Arbeitssuchenden angebotene Stellen annehmen.

Arbeitslosengeld gestrichen

Dem widerspricht der stellvertretende Leiter des AMS, Bernhard Bereuter. Es gebe sehr wohl Konsequenzen, wenn zumutbare Arbeitsstellen nicht angenommen oder die vorgeschlagenen Vorstellungsgespräche nicht wahrgenommen werden. Im vergangenen Jahr habe man deshalb 250 Personen das Arbeitslosengeld gestrichen. „Das heißt schon was, weil diese Menschen davon abhängig sind“, sagt er. Er bittet aber auch die Unternehmer, sich beim AMS zu melden, wenn sie mit dem Verhalten von Bewerbern unzufrieden sind und diese mit Namen zu melden. Nur dann könne man tätig werden. „Wir schauen uns jeden Fall genau an und analysieren die Gründe, warum eine Anstellung nicht zustande kommt.“

Eberle vermutet außerdem, dass bei den Schulungen zu einseitig ausgebildet wird. „Alle werden in EDV-Kurse gesteckt. Das AMS sollte mehr Schulungsmaßnahmen im handwerklichen Bereich anbieten“, schlägt er vor. Ein Vorschlag, der bei Bereuter auf offene Ohren trifft, denn das tue man bereits sehr intensiv. „Wir bieten zahlreiche Kurse für spezielle handwerkliche Berufe an, die nach dem Gespräch mit Arbeitssuchenden ausgesucht werden.“ Das AMS greife dabei auf Angebote am freien Bildungsmarkt zurück. Jugendliche werden überhaupt in Berufen der Metallbranche, aber auch als Maler oder in Logistikberufen geschult, nennt er Beispiele. Bei eigenen AMS-Kursen prüfe man regelmäßig die Erfolgsquote. „Wir wollen die Leute nicht einfach schulen, wir wollen, dass sie eine Beschäftigung finden.“

Arbeitsmarkt aktuell

Sofort verfügbare Arbeitsplätze nach Berufsgruppen (Ende Juli 2016)

» Metall- und Elektroberufe: 466

» Bau- und Bauhilfsgewerbe: 293

» Hilfsberufe allgemein: 276

» Hotellerie, Gastronomie: 269

» Handel: 266

» Techniker, Kfz, Metall, etc.: 158

» Büroberufe: 129

» Gesundheitsberufe: 102

» Reinigungskräfte: 96

» Berufe in der Holzbranche (außer Zimmerleute): 79

» Maschinisten: 72

» Verkehr: 58

Aktuelle Jobangebote: AMS Job App