20 Jahre und ein Stück weiser
Das Smartphone feiert Geburtstag: Das erste Gerät im Jahr 1996 wog 400 Gramm und konnte Faxe senden.
Berlin. Das Smartphone ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Chatten, Fotografieren, im Netz surfen. Es ist ein kleines, nützliches Gerät für jedermann. Dieser Massentrend war zu Beginn der Smartphone-Ära vor 20 Jahren aber noch nicht in Sicht. Im Jahr 1996 kündigte der finnische Mobilfunkkonzern Nokia auf der CeBIT in Hannover den „Nokia 9000 Communicator“ als „Büro im Westentaschenformat“ an. Als eine der wichtigsten Funktionen wurde angepriesen, dass der aufklappbare „Communicator“ auch Faxe senden und empfangen konnte. Außerdem brachte das rund 400 Gramm schwere Gerät, das für damals knapp 1400 Euro verkauft wurde, auch einen elektronischen Kalender, ein digitales Adressbuch und einen Taschenrechner mit.
Manche Experten sehen im „Simon Personal Communicator“ das erste Smartphone der Welt, der bereits ab 1994 von IBM in den USA verkauft wurde. Doch im Gegensatz zum „Communicator“ konnte man mit dem „Simon“ nicht im Web surfen, was für die meisten Technik-Historiker den Begriff „Smartphone“ mitdefiniert. Und während IBM sich bald wieder vom Markt zurückzog, legte Nokia immer weiter nach. 1999 brachten die Finnen das erste WAP-Handy auf den Markt, mit dem man für mobile Verbindungen formatierte Web-Seiten aufrufen konnte.
iPhone brachte Impuls
Es blieb aber Apple-Chef Steve Jobs überlassen, dem Smartphone-
Markt den entscheidenden
Impuls zu geben. Am 9. Jänner 2007 versprach
er gleich drei Geräte: einen Musikplayer mit Touch-Bedienung, ein revolutionäres Telefon und einen grundlegend neu konzipierten Internet-Kommunikator. Alle drei Funktionen steckten in einem Gehäuse. Das iPhone betrat die Bühne und sollte den Markt grundlegend umkrempeln.
Die damaligen Mobilfunkpioniere Nokia, Motorola und Blackberry wurden davon kalt erwischt und hatten selbst Jahre später noch große Schwierigkeiten, eine angemessene Antwort zu geben. Nur Google war gut vorbereitet. Schon 2005 hatte Google das Start-up Android übernommen. Im Oktober 2008 kam mit dem HTC Dream das erste Android-Smartphone auf den Markt.
Samsung als Gewinner
Auch Samsung kann sich als Gewinner des Android-Booms fühlen. Im ersten Quartal 2012 lösten die Südkoreaner Nokia als weltgrößten Mobilfunkhersteller ab. Diese Position hatte Nokia seit 1998 inne. Der Abstieg der Finnen beschleunigte sich ab 2011, weil man nicht in der Lage war, das Symbian-System zu einer attraktiven Alternative zu iOS oder Android zu erneuern.
Schaut man sich die Absatzzahlen an, kann man klar erkennen, wie sehr sich Android durchgesetzt hat: Knapp 294 Millionen Geräte mit dem Google-System wurden im ersten Quartal 2016 verkauft, fast sechs Mal mehr als die 51,6 Millionen iPhones. Allerdings fährt Apple immer noch den Löwenanteil der Gewinne ein.
Heute fragen sich viele Beobachter, ob der Smartphone-Boom den Zenit erreicht hat. Die jüngsten Absatzzahlen lagen nur noch marginal über dem Vorjahr und da die Preise weiter fallen, verzeichnete die Branche erstmals seit Langem einen Umsatzrückgang. Apple-Chef Tim Cook glaubt aber nicht an diese These. Das Smartphone sei für das Leben der Menschen essenziell. Künstliche Intelligenz werde diesen Trend verstärken. „Da das Telefon immer stärker dein Assistent wird, gehört es zu den Dingen, ohne die man das Haus nicht verlässt.“