Hochzeit mit Einsprüchen

Markt / 14.09.2016 • 19:16 Uhr
Hochzeit mit Einsprüchen

Wenn die Aktionäre ­zustimmen, wird ein weltweiter Saatgut- und Agrargigant geschaffen.

Leverkusen. Nach einem monatelangen Poker haben sich Bayer und der US-Agrarkonzern Monsanto auf eine Übernahme geeinigt. Der deutsche Chemieriese ist bereit, 66 Milliarden Dollar (58,8 Milliarden Euro) zu bezahlen, wie er am Mittwoch mitteilte. Ein entsprechendes Abkommen sei unterzeichnet worden. Demnach zahlt Bayer den Aktionären 128 Dollar pro Aktie. Das ist ein Aufschlag von 44 Prozent auf den Schlusspreis von Monsanto am 9. Mai, dem Tag, bevor der beabsichtige Übernahme bekannt­gegeben wurde.

Diese muss nun noch von den Monsanto-Aktionären und den Kartellbehörden gebilligt werden. Die Übernahme würde einen weltweiten Saatgut- und Agrargiganten schaffen.

Das US-Unternehmen mit Sitz in St. Louis gilt als Spezialist für genetisch verändertes Saatgut und hat weltweit Marktanteile. Es hält zudem Patente für das umstrittene und ebenfalls weltweit eingesetzte Pflanzenschutzmittel Glyphosat. Monsanto ist wahrscheinlich aber auch das Unternehmen, das weltweit am meisten Proteste hervorruft. Bayer, dessen Sitz sich in Leverkusen befindet, stellt verschiedenste Chemikalien vor allem zum Schutz von Saat und Getreide her. Monsanto hat etwa 20.000 Beschäftigte, Bayer rund 117.000 weltweit.

Gegner fürchten Marktmacht

Bayer war zuvor bereits mehrfach bei Monsanto abgeblitzt: Im Mai hatte das Unternehmen noch 62 Milliarden Dollar geboten. Das Landwirtschaftgeschäft der fusionierten Unternehmen werde seinen Sitz weiter in St. Louis haben. Bayer hatte erklärt, man werde für die Finanzierung des Kaufs Schulden aufnehmen und Eigenkapital aufwenden.

Viele Umweltverbände weltweit kritisieren die Übernahme heftig. „Sollten die Kartellbehörden die Fusion durchwinken, würde der neu entstehende Megakonzern eine marktbeherrschende Stellung im Bereich Saatgut, Gentechnik und Pestizide bekommen“, sagt Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer. Sie fürchtet, dass der Konzern künftig diktieren wolle, was Landwirte anbauen und welche Produkte auf dem Markt verfügbar sind.

Auch Greenpeace Österreich sprach von einer „schlechten Nachricht für nachhaltige Landwirte, Verbraucher und die Umwelt“ und von einer „bisher ungekannten Marktmacht“ für das Unternehmen. Der Vorarlberger Agrarlandesrat sieht zumindest für Vorarlberg keine Auswirkungen der Megahochzeit. „Wir haben uns klar positioniert, Vorarlberg ist genfrei“, sagt und hofft er.