Brauerei Frastanz wird „unzerstörbar“
1000 neue Miteigentümer gesucht, um Eigenständigkeit abzusichern. Erlös wird in Betrieb investiert.
Frastanz. (VN-reh) 114 Jahre gibt es die Brauerei Frastanz bereits. 1902 gründete Martin Reisch mit insgesamt 35 Wirten aus der Region die Brauereigenossenschaft, um auf das damals massive Brauereisterben zu reagieren. Dass die Brauerei nun ihre Organisationsform neu organisiert, passiert aus einem ähnlichen Grund. Man will sich für die Herausforderungen der Zukunft rüsten und hat nun nach einem zweijährigen Entwicklungsprozess einen Weg gefunden, der auch einen Verkauf nahezu unmöglich macht.
Die bisherigen 110 Eigentümer, zum Großteil Gastronomen, teilen ihren Besitz. 1000 Vorarlberger haben ab Montag die Möglichkeit, Anteile an der Brauerei zu erwerben. 500 Euro kostet ein Anteilsschein, maximal zehn pro Person können gezeichnet werden. Dividende erhält man dafür keine, wie Brauereidirektor Kurt Michelini, Aufsichtsratsvorsitzender Walter Fritz, Obmann Lothar Gallaun und Stellvertreter Martin Koch erklären. Zumindest aber in flüssiger Form. Denn als neuer Genossenschafter erhält man Sitz und Stimme in der Generalversammlung und kann bei der Entwicklung unterschiedlicher Biersorten mitbestimmen. Die neue Organisationsform sei kurzfristig zwar „betriebswirtschaftlich dumm“, so Michelini. Das Ziel liege aber darin, den Betrieb sicher ins nächste Jahrhundert zu bringen. „Das wird die Brauerei unzerstörbar machen. Denn je größer der Eigentümerkreis, desto kleiner die Verkaufsgelüste.“ Investiert werden soll das dadurch lukrierte Geld in ein neues Sudhaus und einen neuen Gärkeller. Kostenpunkt der Bauprojekte: fünf Millionen Euro. Dadurch wird die Produktionskapazität von derzeit 40.000 auf dann 50.000 Hektoliter erhöht. Bereits in den vergangenen drei Jahren wurden vier Millionen Euro in die Modernisierung der Brauerei investiert.
Positive Geschäftszahlen
Dass die Frastanzer derzeit auf gutem Weg sind, beweist sich mit einem Blick auf die Geschäftszahlen. 2015 wurde der Umsatz um sechs Prozent auf acht Millionen Euro gesteigert und das Ergebnis auf 250.000 Euro verdoppelt. Und auch heuer werde es ein sehr erfolgreiches Jahr, sagt Michelini. Ein Erfolgsrezept sei neben der Sorte „s’klenne“, das sich innerhalb von nur sechs Jahren zum wichtigsten Bier der Brauerei entwickelt hat, auch der Fokus auf Bio-Biere. Der Großteil des Sorten ist bereits umgestellt. Und blicke man auf Gesamtösterreich, sei man eine der wenigen Brauereien, die in den vergangenen drei Jahren sowohl die Menge als auch den Umsatz steigern konnte, ist der Brauereidirektor stolz. „Um seine Investition muss man sich also keine Sorgen machen.“
Brauerei Frastanz
» Eigentümer: 110, v. a. Gastronomen
» Eigentümer Neu: rund 1000 Brauerei-Sympathisanten aus der Region
» Umsatz 2015: 8 Mill. Euro (+6 %)
» Ergebnis 2015: 250.000 Euro (+100 Prozent)
» Mitarbeiter: 40
» Bier abgefüllt: 40.000 Hektoliter (+25 % in fünf Jahren)
» Marktanteil in Vorarlberg: 12 %
» Vertriebsgebiet: Vorarlberg (95 %)