Jetzt wird verhandelt: Vorhang auf für Metaller
Auftakt zur Herbstlohnrunde: Wünsche liegen wie gewohnt weit auseinander.
Wien. (VN-reh) „Same procedure as every year“ – damit könnte man wohl am besten das alljährliche Feilschen um die Löhne und Gehälter der österreichischen Metaller umschreiben. Die traditionelle Herbstlohnrunde folgt nämlich fixen Ritualen. Zum Auftakt übergeben die Arbeitnehmervertreter ihre Forderungen für die 180.000 Beschäftigten der Metallindustrie. Von den Arbeitgebern folgt dann meist ein „unmöglich“ oder „unrealistisch.“ Danach wird Gulasch serviert.
Eines war gestern dennoch neu: Nämlich dass die beiden Chefverhandler auf Arbeitnehmerseite, Rainer Wimmer und Rudolf Wagner, den Prozentsatz der geforderten Lohnerhöhung bekannt gaben. Das gab es noch nie. Drei Prozent mehr Lohn und Gehalt, so ihre Forderung. Zudem soll es eine Freizeitoption geben. Das heißt, wer auf die Lohnerhöhung verzichtet, bekommt mehr Freizeit. „Realitätsfremd und daher unvorstellbar“ seien diese drei Prozent, sagt Christian Knill, Obmann des Fachverbandes der Maschinen-, Metall- und Gießereiindustrie.
Das Kommunikationsproblem zwischen den Parteien ist dabei offensichtlich. Während Knill von sinkenden Auftragseingängen und nur schwachen Produktivitätszuwächsen spricht, sehen Wimmer und Wagner eine anziehende Konjunktur mit „steigender Produktivität, steigenden Gewinnen und steigenden Dividenden“. Auch bei der Freizeitoption gibt es Auffassungsunterschiede. Während diese laut Arbeitnehmervertreter derzeit rund 20 Prozent der Betriebe anbieten, spricht Knill von lediglich zehn Prozent.
Dass es überhaupt so viele Rituale und Tamtam bei jeder Herbstlohnrunde gibt, hat Verhandler Rudolf Wagner gegenüber den VN kürzlich so erklärt: Die Inszenierung gehöre deshalb dazu, weil es um viel Geld gehe und der Abschluss eine wichtige Signalwirkung auf andere Branchen habe. Aber letztlich sei es eine Arbeitsbeziehung, bei der es nicht ums Gewinnen oder Verlieren gehe.
Eines ändert sich ebenfalls nicht: Es werden wie immer keine einfachen Gespräche. Im vergangenen Jahr brauchte es drei Verhandlungsrunden, um sich zu einigen. Die finale Runde dauerte rekordverdächtige 24 Stunden lang. Zumindest blieb heuer der Knalleffekt aus. Im letzten Jahr mussten die Verhandlungen aufgrund von Auffassungsunterschieden nämlich abgebrochen werden.