Mit Russen im Geschäft zu bleiben macht Sinn

Markt / 12.10.2016 • 18:34 Uhr
Moskau und Schnee gehören ebenso zusammen wie Moskau und das große wirtschaftliche Potenzial für Österreich.  Foto: Beate Rhomberg
Moskau und Schnee gehören ebenso zusammen wie Moskau und das große wirtschaftliche Potenzial für Österreich. Foto: Beate Rhomberg

Trotz des angespannten politischen Verhältnisses zur EU ist Russland für Österreich ein bedeutender Markt.

MOSKAU. (cro) Seit über zwei Jahren sind die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den EU-Ländern und Russland wegen der Krim-Krise stark eingeschränkt. Beide Blöcke verhängten gegenseitige Sanktionen. Auch der österreichische Wirtschaftsdelegierte Dietmar Fellner bestätigt, dass sich die Rahmenbedingungen für heimische Exporteure seit spätestens 2014 verändert haben. „Bis vor drei Jahren entwickelten sich die Handelsbeziehungen zwischen Österreich und Russland sehr positiv, 2013 erzielte Österreich das Rekord-Exportergebnis von 3,48 Mrd. Euro nach Russland.“ Die wirtschaftlichen Sanktionen und der parallel einhergehende Ölpreisabsturz führten zu einer starken Rubelabwertung. Diese Faktoren wirkten sich erwartungsgemäß negativ auf die österreichischen Exporte aus. „Sie gingen 2014 um acht und 2015 um 38 Prozent auf 1,98 Mrd. Euro zurück“, weiß Fellner. Auch in den ersten fünf Monaten dieses Jahres fiel der österreichische Export nach Russland um weitere 16,8 Prozent auf 682 Mill. Euro. Damit scheint für den erfahrenen Wirtschaftsdelegierten aber ein gewisser Bodensatz erreicht. „Die voraussichtliche Stabilisierung des Ölpreises sowie des Rubelkurses wird sich positiv auf die österreichischen Exporte nach Russland auswirken“, ist der 65-Jährige überzeugt.

Sanktionen schadeten

Auch für Vorarlbergs Unternehmen ist Russland keine unbedeutende Größe. Die großen heimischen Industriefirmen sind im Putin-Land präsent. Die Firma Bertsch etwa hat einen hohen Anteil am Markt für Lebensmittel verarbeitende Anlagen und Maschinen. Für Hubert Bertsch, Eigentümer des Anlagenbauers Bertsch Holding und Vizepräsident der Österreichischen Industriellenvereinigung, hat die Sanktionspolitik Auswirkungen auf Österreichs Wirtschaftswachstum. Es habe sich dadurch um 0,5 Prozent verringert. „Russland hat alle Rohstoffe, die wir brauchen, und wir haben Technologien, die Russland benötigt“, so Bertsch.

Österreichische Geschäftsleute in Russland bleiben – laut Handelsdelegiertem Fellner dennoch zuversichtlich. Von manchen wird die Krise sogar als Chance genutzt. Vor allem von risikofreudigen Investoren, die sich aufgrund des Wechselkurses sehr günstig in Russland einkaufen. Eine Produktion in Russland ermöglicht es zudem, die gesamte Eurasische Wirtschaftsunion – einen Markt von 180 Millionen Menschen und ca. 20 Millionen Quadratkilometern – zollfrei zu beliefern. Fellner: „Mit Russland im Geschäft zu bleiben macht immer Sinn.“