Erne Group hofft auf Russland

Schlins. (VN-sca) Das Schlinser Unternehmen Erne Fittings, weltweit führenden Anbieter von fest verschweißbaren Rohrleitungsverbindungen, wie sie in der Öl- und Gas-, Kohle-, Nuklear- und Wasserkraftindustrie, aber auch im Automotive-Bereich benötigt werden, hat einen neuen Besitzer. Käufer ist der Wiener Unternehmer Stephan Zöchling. Der Automotivebereich, in der Gruppe durch das Vandanser Unternehmen Elb-Form repräsentiert, ist aktuell bestens ausgelastet. Anders sieht es im Fitting-Geschäft aus. Die Erdölindustrie investiert wegen der am Boden liegenden Preise nicht, der Kraftswerksbau ist im Zuge der deutschen Energiewende zum Erliegen gekommen. In den vergangenen Jahren sind Verluste in zweistelliger Millionenhöhe angefallen.

Das alleine ist auch für ein gut aufgestelltes Unternehmen eine Herausforderung. Richtig schwierig wird es allerdings, wenn durch die Eigentümerstruktur Entscheidungen nicht oder nur schwer gefällt werden können. Und das war in den vergangenen Jahren der Fall, so ein Firmeninsider. Dieser Umstand wird auch vom neuen Eigentümer hervorgehoben: „Die Gruppe durchläuft seit 2013 einen Restrukturierungsprozess, den die Altgesellschafter nicht zu Ende führen konnten.“

Zöchling klopft deshalb auch bei den Hausbanken an: „Die anstehenden Restrukturierungsmaßnahmen sind sehr umfangreich, wobei die involvierten Banken substanzielle Beiträge werden leisten müssen, um die Sanierung der Gruppe sicherzustellen.“ BTV, Hypo Vorarlberg und die Raiffeisenlandesbank sind auch durchaus bereit, ihren Beitrag zu leisten. Vertraulichen Informationen zufolge soll alleine die BTV rund drei Millionen Euro abschreiben. Zöchling selbst will dazu keine Angaben machen – auch nicht zum Kaufpreis für das Vorarlberger Hightech-Unternehmen.

Stephan Zöchling konkretisiert die ersten Schritte im Unternehmen: „Meine Pläne sind unter anderem die weitere Effizienzsteigerung und generelle Kostensenkungsmaßnahmen, ohne dabei unsere Verantwortung in Hinblick auf die Erhaltung der Arbeitsplätze zu vergessen.“ Das deutsche Werk (Siekmann Fittings in Lohne) wird wohl eingespart werden: Es wird, so die Ankündigung Zöchlings gegenüber den VN,  „nach Schlins verlegt, dies wird auch eine Aufwertung des Standortes mit sich führen.“ Und der neue Chef will seine guten Verbindungen nach Russland aktivieren. „Bis dato gibt es keine Kundenstruktur in Russland, obwohl das einer der wichtigsten Öl- und Gas-Märkte ist. Das wollen wir ändern.“

Der gelernte Investmentbanker hat zwischen 2011 und 2015 in der Industrie-Gruppe des Oligarchen Oleg Deripaska (u. a. Besitzer des Hotels Aurelio in Lech) im automotiven Bereich gearbeitet und entsprechende Kontakte in den europäischen und russischen Markt. Zöchling war auch für die Fertigstellung der olympischen Stätten in Sotchi verantwortlich und führte Deripaskas Baugruppe Transstroy mit knapp 20.000 Mitarbeitern.

Seit 2012 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung der Rasperia Ltd. und in dieser Funktion Eigentümervertreter der 25,1-Prozent-Anteile Deripaskas an der Strabag SE. Zusammen mit Strabag-Besitzer Hans Peter Haselsteiner hat er sich Ende 2015 mit 75 Prozent an der steirischen Automotivegruppe Remus/Sebring beteiligt, deren Geschäftsführer er auch ist. Ob es Synergien mit Elb-Form gibt, beantwortet er knapp aber klar: „Ja.“