Facebook vs. Lebenslauf

Markt / 21.10.2016 • 10:06 Uhr
Bei der Auswahl der Bewerber wird von den Personalverantwortlichen gerne das Facebook-Profil durchleuchtet.
Bei der Auswahl der Bewerber wird von den Personalverantwortlichen gerne das Facebook-Profil durchleuchtet.

Wer sich bewirbt muss damit rechnen, im Netz „durchforscht“ zu werden.

JOB. (cro) Studienabschluss, Berufserfahrung, Auslandsaufenthalte, einschlägige Praktika. Das ist nur ein Teil der Kriterien, die bei der Jobbewerbung zählten. Vor allem bei gleicher Qualifikation mehrerer Bewerber kann das Facebook- oder Twitter-Profil entscheidend sein, ob man die Stelle bekommt. Das geht zumindest aus einer aktuellen Studie der Queensland University of Technology hervor. Demnach nutzt eine große Zahl von Arbeitgebern Online-Informationen über Jobbewerber. 55 Prozent der Unternehmen legen eigens Profile über Bewerber an.

Gute Informationsquelle

Leichter kann man sich kaum Informationen beschaffen als über die sozialen Netzwerke. Doch es sind in erster Linie nicht unvorteilhafte Partyfotos, die Unternehmen interessieren, sondern zahlreiche andere Datenpunkte. Personalabteilungen setzen Algorithmen ein, die das Internet nach relevanten Informationen über den Bewerber durchkämmen und auf dieser Grundlage ein detailliertes Psychogramm erstellen. Ein angemessener Auftritt in sozialen Netzwerken ist mittlerweile sehr wichtig bei der Bewerbung um einen Arbeitsplatz. Facebook, Lin­kedIn oder Xing kann demnach fast schon wichtiger sein als ein Lebenslauf.

Umgekehrt können auch Unternehmen und Personaler schlecht gepflegte Profile zum Verhängnis werden. Schon mehr als jeder siebte Bewerber (15 Prozent) hat sich schon einmal aufgrund einer Online-Recherche über einen Personaler dazu entschieden, sich lieber doch nicht zu bewerben. Besonders häufig stören sich die Bewerber daran, dass sie auf Xing, Facebook & Co. widersprüchliche Informationen im Vergleich zu Stellenanzeigen oder auf Karriere-Websites finden. Aber auch inkompetente fachliche Äußerungen in den Online-Profilen von Personalern führen zuweilen dazu, diese gar nicht erst näher kennenlernen zu wollen.

„Getürkte“ Likes

Freilich kann nirgendwo so viel getrickst werden, wie über das Internet. Laut der Queensland-Studie gaben 70 Prozent der Befragten an, dass sie ihr Social-Media-Profil mit Blick auf mögliche Arbeitgeber pflegen. So werden auf Facebook schon mal Zeitungen und Kultureinrichtungen gelikt, um Distinktionsmerkmale zu setzen und den Anschein von Kultiviertheit zu erwecken – obwohl der Nutzer mit diesen Institutionen nichts am Hut hat. Das zeigt, dass nicht jedes Like zwangsläufig ein Interesse oder eine Neigung indiziert. Die Analysetools spucken dann natürlich auch verzerrte Ergebnisse aus.