“Wir haben einen hohen Grad an Authentizität”
Koblach. Reto Wäffler ist Ex-Triathlet und damit prädestiniert für den Job als Geschäftsführer von Skinfit, Spezialist für Funktionsbekleidung.
Skinfit gibt es seit 19 Jahren. Wenn Sie heute eine Bestandsaufnahme machen, wo steht das Unternehmen?
Wäffler: An einem interessanten Punkt. Wir haben uns vom reinen Familienbetrieb zum gut etablierten Mittelständler gewandelt. Das heißt, wir haben eine intensive Entwicklungsphase hinter uns. Die Prozesse und Strukturen mussten sich anpassen. Wir haben einen Kulturwandel durchgemacht. Aber wir sind noch weit davon entfernt, ein großer Player in der Sportbekleidungsbranche zu sein.
Aber im Ausdauersportbereich hat die Marke schon einen gewissen Kultstatus erreicht.
Wäffler: Wir haben in Vorarlberg eine unglaublich starke Markenpräsenz und einen hohen Bekanntheitsgrad. In Österreich, der Schweiz und Deutschland kennt man uns vor allem aus dem Triathlon-Bereich. Dort sind wir auf dem Weltmarkt eine Nummer und gehören zu den führenden Anbietern. Auch im Outdoor-Sport ist es sicher ein Kultlabel geworden. Unser Ziel ist es nun, dass wir auch die Nachbarstaaten auf das Niveau von Österreich heranführen. Was wir dort noch nicht geschafft haben, ist, dass die Menschen wissen, dass Skinfit mehr ist als nur Triathlon. Dabei sind wir ja nicht als Triathlon-Marke entstanden. Unser erstes Produkt war eine Klimaunterwäsche.
Der Sportbekleidungsmarkt ist hart umkämpft. Wo kann sich hier Skinfit abheben?
Wäffler: Zum einen steht und fällt es mit dem Produkt. Es muss halten, was es verspricht. Wir haben einen unglaublich hohen Qualitätsanspruch und sind Perfektionisten. Skinfit ist aber mehr als nur das Produkt. Wir versuchen, genauso einen Mehrwert zu schaffen und dem Kunden ein emotionales Zuhause zu bieten. Wir haben keine gestellten Fotoshootings, sondern bilden unsere Mitarbeiter und Athleten ab. Dadurch haben wir einen hohen Grad an Authentizität.
Wird das mit zunehmender Größe nicht schwieriger?
Wäffler: Absolut. Früher waren wir “hidden champion”, heute gibt es Menschen, die Skinfit nicht tragen, weil es ihrer Meinung nach jeder trägt. Die Herausforderung ist, authentisch zu bleiben, auch wenn man wächst.
Wollen Sie die Kundenschicht dennoch weiter öffnen, hin zum normalen Freizeitsportler?
Wäffler: Wir sind zwangsläufig breiter geworden und das ist auch gut so. Wir brauchen die Breite, um zu wachsen und ein gesundes Unternehmen zu sein. Aber trotzdem wollen wir so authentisch bleiben, dass unser Kernsegment der ambitionierte Ausdauersportler bleibt. Natürlich ist es so, dass wenn ein Athlet ein Skinfit-Shirt beim Ironman trägt und es nicht scheuert, auch der Karren-Geher Freude daran hat. Wir schließen niemanden aus, sind aber überzeugt, dass eine Marke ein klares Profil braucht.
Skinfit beteiligt sich auch an verschiedenen Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Wie innovativ müssen Sie als Sportmarke sein?
Wäffler: Wir haben sicher das Glück, dass es in Vorarlberg eine lange Textiltradition gibt. Es gibt nach wie vor ein großes Know-how, das versuchen wir zu nutzen. Wir waren zum Beispiel eine der ersten, die den Streamliner auf den Markt gebracht haben, einen Einteiler mit Ärmeln, ähnlich einem Zeitfahranzug. Damit kann man alle drei Triathlon-Sportarten betreiben. Wir erfinden nicht komplett neue Sachen, sondern schauen, was der Sportler braucht.
War die Entscheidung, den Vertrieb selbst in die Hand zu nehmen, anstatt über den Sporthandel zu vertreiben, im Nachhinein die richtige?
Wäffler: Wir sind nach wie vor davon überzeugt. Wir haben nichts gegen den Sporthandel. Am Anfang ist es aus der Not heraus entstanden. Denn mit drei Produkten im Sortiment rennt man bei den großen Händlern keine offenen Türen ein. Das Wachstum ist so sicher langsamer, aber es hat sich gelohnt.
Hilft es, wenn der Geschäftsführer einer Sporttextilmarke selbst sportlich ist?
Wäffler: Ich war früher Triathlon-Profi. So habe ich auch Skinfit kennengelernt, weil die Marke damals mein Sponsor war. Das hilft sicher. Viele unserer Mitarbeiter sind Sportler. Somit gibt es Grundwerte, die man teilt, und man spricht die gleiche Sprache. Wenn man glaubwürdig auftreten will, ist es sicher kein Fehler.
Der Gründer, Werner Battisti, verantwortet die Entwicklung bei Skinfit. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Wäffler: Die Zusammenarbeit ist seit dem ersten Tag sehr gut. Er hat mir Schritt für Schritt das operative Geschäft übergeben. Das ehrt mich, denn schließlich ist es sein Baby. Jeder von uns macht heute das, worin seine Leidenschaft liegt. Er ist ein Eigentümer, der mir Vertrauen und Freiheiten gibt, gleichzeitig bin ich froh, wenn er sich einbringt.
Früher haben nur Sportler Sporttextil getragen. Heute trägt fast jeder Funktionsbekleidung.
Kennzahlen
» Gegründet: 1997
» Eigentümer: Skinfit Holding (Werner Battisti) 100 %
» Geschäftsführung: Reto Wäffler
» Umsatz 2015: 20 Millionen Euro
» Mitarbeiter: 50 direkt, mit Franchiseshop international rund 150
» Aktuelle Kollektion: 230 Artikel
» Beteiligung: Zaza Textiltechnik (50 Prozent)
» Märkte: Österreich, Deutschland, Schweiz, Belgien, Italien, USA, Großbritannien
Zur Person
Reto Wäffler
Geschäftsführer der Skinfit International GmbH, Koblach
Geboren: 11. 5. 1977
Ausbildung/Laufbahn: Nach seiner Karriere als Profi-Triathlet auf der olympischen Distanz kam Reto Wäffler im Jahr 2009 zunächst als Vertriebsleiter zu Skinfit. Die drei Jahre zuvor hatte er als Selbstständiger bereits den Vertrieb für Skinfit in den USA aufgebaut. Seit 2011 ist er Geschäftsführer der Skinfit International GmbH.
Familie: verheiratet, zwei Kinder