“Wir waren schon lange nicht mehr so zufrieden”

Markt / 28.10.2016 • 21:08 Uhr
Die Firma Reiter Wohn- & Objekteinrichtung steht für modernes Design – exklusive Möbel, Leuchten, Kunstwerke und Accessoires.
Die Firma Reiter Wohn- & Objekteinrichtung steht für modernes Design – exklusive Möbel, Leuchten, Kunstwerke und Accessoires.

Rankweil. Helmut Khüny (63) ist Geschäftsführer des Holzhändlers Hermann Tschabrun sowie der Reiter Wohn- und Objekteinrichtung. Im Interview spricht er über zweistellige Umsatzzuwächse und wieso ihn das Messe-Projekt besonders freut.

Vorarlberg ist traditionell ein Holzland. Merken Sie das auch in Ihren Auftragsbüchern?

Khüny: 2016 ist für unsere Branche ein sehr gutes Jahr. Wir waren schon lange nicht mehr so zufrieden. Wir haben klare Umsatzzuwächse gegenüber den Vorjahren. Besonders der Holzbau ist sehr stark. Das war die letzten zwei Jahren nicht in dem Ausmaß der Fall. Der Holzbau ist traditionell im Einfamilienhaus-Bereich sehr stark. Mit der Messe Dornbirn haben wir jetzt auch ein Leuchtturmprojekt bekommen, auf das wir sehr stolz sind. Das ist eine tolle Leistung der Architekten und Statiker. Das entscheidende Argument dafür waren die Kosten. Denn ursprünglich sollte die Messehalle in Beton und Stahl gebaut werden. Die Ironie ist, dass man sich ausgerechnet beim Brandschutz dank Holzbau 400.000 Euro gespart hat.

Als Holzhändler ist man auch immer von der Baukonjunktur abhängig. Inwieweit können Sie Schwankungen ausgleichen?

Khüny: Schwankungen ausgleichen können wir ganz schlecht, weil wir ein reiner Händler sind. Wir produzieren nicht. Unser Vorteil ist aber, dass wir nicht so dramatische Schwankungen haben wie in anderen Branchen. Die letzten zehn Jahre haben gezeigt, dass es zwar einmal ein Minus von zwei bis drei Prozent gegeben
hat, letztlich haben wir uns aber auf einem konstanten Niveau bewegt. Wenn jetzt im Herbst nichts Dramatisches mehr passiert, werden wir heuer zweistellig zulegen.

Erst wenig in Holz gebaut wird im mehrgeschoßigen Wohnbau.

Khüny: Da passiert sehr wenig. Hier hätten wir noch großen Aufholbedarf. In Wien entsteht gerade ein Gebäude mit 24 Stockwerken, das zu 75 Prozent in Holz errichtet wird. Früher hat man immer gedacht, wir in Vorarlberg hätten den Holzbau erfunden, aber hier laufen uns andere davon. Wir beschäftigen uns nach wie vor mit Bauordnungen, die Holz nicht sonderlich bevorzugen. Die neue Bautechnikverordnung ist zumindest ein Fortschritt. Da müssen nun aber auch die Bauträger aufsteigen. Prinzipiell sollte man auch noch viel mehr den ökologischen Hintergrund des Bauens sehen.

Sie haben in den letzten Jahren viel in Prozessoptimierungen investiert. Um wie viel effizienter ist Tschabrun dadurch geworden?

Khüny: Das kann man ganz leicht messen. Als wir noch in Bludenz waren, haben wir mit 130 Mitarbeitern einen Umsatz von 30 Millionen Euro gemacht. Heute sind es mit 110 Mitarbeitern über 40 Millionen Euro. Das ist das Ergebnis einer jahrelangen, intensiven Arbeit an Prozessen – von EDV und Auftragseingang bis hin zur Logistik. Das ist auch der Grund dafür, dass es uns in einer nicht ganz so einfachen Branche wirtschaftlich gut geht.

Welche Produktgruppen laufen heuer besonders gut? Wo liegen die Trends?

Khüny: Das ändert sich alle paar Jahre. Aktuell ist es Altholz. Und das, obwohl es vor Jahren hieß, das werde bald zu Ende gehen. Bisher hat man nicht recht gehabt, denn dieser Bereich ist nach wie vor sehr stark. Generell läuft es aber quer durch alle Produktgruppen gut, weil die Baukonjunktur derzeit so robust ist. Jeder, der momentan einen Handwerker braucht, weiß, dass man keinen bekommt. Ob das so weitergeht, wage ich nicht zu prognostizieren. Bei den Holzarten ist sicher Eiche der absolute Liebling aller Kunden. Die Parkettindustrie bekommt das Holz kaum mehr in den Mengen, die sie brauchen würde. Hier profitieren wir von unserem großen Lager.

Das zweite Standbein ist die Firma Reiter Wohn- und Objekteinrichtung. Wie groß ist der Anteil am Markt und generell im Unternehmen?

Khüny: Tschabrun erzielt gut 40 Millionen Euro Umsatz, Reiter sechs Millionen. Als wir Reiter damals übernommen haben, hat die Firma 1,6 Millionen Euro Umsatz gemacht. Der Marktanteil im Objektgeschäft ist mittlerweile sehr hoch, und auch im Privatgeschäft sind wir sehr stark unterwegs, auch weil kaum ein anderer Anbieter eine solche Angebotsbreite anbietet. Harald Künzle macht das ganz hervorragend. Insgesamt liegt der Erfolg wohl am längeren Atem, den wir hatten. Da tut sich ein Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von über 70 Prozent etwas leichter, weil das Geschäft sehr kapitalintensiv ist.

Aber für diesen Umsatz müssen Sie wahrscheinlich auch über Vorarlbergs Grenze blicken?

Khüny: Im Objektgeschäft sind wir auch über Vorarlbergs Grenzen hinaus ein ernst zu nehmender Anbieter. 2017 werden wir an das Krankenhaus Wien-Nord- Bestuhlung im Wert von 1,2 Millionen Euro liefern. Das ist der größte Einzelauftrag, den wir bisher hatten.

Wir beschäftigen uns nach wie vor mit Bauordnungen, die Holz nicht sonderlich bevorzugen.

Helmut Khüny ist seit dem Jahr 1999 bei der Firma Tschabrun. Das Unternehmen mit Standorten in Rankweil, Bürs und Innsbruck zählt zu den größten Holzhändlern in Österreich. Fotos: VN/steurer
Helmut Khüny ist seit dem Jahr 1999 bei der Firma Tschabrun. Das Unternehmen mit Standorten in Rankweil, Bürs und Innsbruck zählt zu den größten Holzhändlern in Österreich. Fotos: VN/steurer

Kennzahlen

Hermann Tschabrun Gesellschaft m.b.H., Groß- und Einzelhandel mit Holz

» Eigentümer: Hermann und Arno Tschabrun

» Geschäftsführung: Helmut Khüny

» Beteiligungen: Reiter Wohn- und Objekteinrichtung GmbH (90 Prozent), Holzring GmbH in Bremen

» Umsatz Tschabrun 2015:
40 Millionen Euro

» Umsatz Reiter 2015:
6 Millionen Euro

» Mitarbeiter: 110

» Niederlassungen: Rankweil (Hauptsitz), Bürs, Innsbruck

Zur Person

Helmut Khüny

Geschäftsführer der Hermann Tschabrun Gesellschaft m.b.H., Rankweil und der Reiter Wohn- und Objekteinrichtung GmbH, Rankweil

Geboren: 19. 1. 1953

Ausbildung/Laufbahn: Harald Khüny kommt urspürnglich aus einer völlig anderen Branche. Viele Jahre arbeitete er in Deutschland sowie in der Finanzholding von Liebherr in der Schweiz; “durch einen Zufall”, wie er sagt, kam er im Jahr 1999 zur Firma Tschabrun und übernahm dort die Geschäftsführung

Familie: verheiratet, ein Sohn