LUF baut Teststrecke für neue Turbo-Rollstühle
Die erste Ausfahrt mit einem geländegängigen Rollstuhl beflügelt Entwickler.
Thüringen. (VN-sca) Mit drei motorisierten und geländegängigen Modellen eines Rollstuhls will die LUF GmbH in Thüringen „behinderten Menschen eine neue Dimension der Mobilität ermöglichen“, sagt Firmenchef Bruno Walter im Gespräch mit den VN. Um das große Vorhaben auf solide Beine zu stellen, wird außerdem beim Firmengelände ein Naturpark für das Fahrsicherheitstraining gebaut.
Volle Auftragsbücher
Die unternehmerischen Meriten hat sich LUF bislang in anderen Bereichen erworben, nämlich in Raupenfahrzeugen, z. B. für den Feuerwehreinsatz in Tunnels. In den Werkhallen des High-techunternehmens herrscht denn auch reges Treiben im angestammten Spezialgebiet. Die Energie- und IT-Versorgung der Millionenmetropole Singapur, die in einem kilometerlangen Tunnel 60 Meter unter dem Stadtzentrum verläuft, wird mit den vollautomatisch gesteuerten Löschgeräten aus Vorarlberg gesichert. Thailand hat gerade 20 Stück der mächtigen LUF 60 bestellt und für China werden zwei mobile Großfahrzeuge gefertigt, welche im Notfall die Wasserversorgung von ganzen Städten übernehmen können.
Das mit solchen Aufträgen verdiente Geld wird von Walter in ein Projekt investiert, das ihm persönlich am Herzen liegt und das die Mobilität von Menschen mit Beeinträchtigung grundlegend verändern soll. City-Drive, Alpin-Drive und Speed-Drive – so heißen die drei Varianten des sogenannten LUF-Mobils, mit dem Querschnittgelähmte künftig wirklich mobil sind. „Menschen im Rollstuhl werden tagtäglich immer noch behindert“, stellt der LUF-Chef fest. Es gebe trotz aller Bekenntnisse zur Barrierefreiheit immer noch hohe Randsteine, Treppenaufgänge und Steigungen, die den Weg versperren.
Allrad und E-Antrieb
Für die LUF-Mobile, ausgestattet mit Allradantrieb und elektronisch gesteuerter Einzelradaufhängung, sind solche Hindernisse kein Problem mehr, wie die erste öffentliche Testfahrt im vergangenen August gezeigt hat. Mehr noch: Der 100 Prozent elektrisch betriebene „Citydrive“ ist bus- und bahntauglich und öffnet auch die Tore für einen Besuch im Museum oder in der Shopping-Mall. Alpin-Drive und Speed-Drive erschließen den Rollstuhlfahrern sogar das Erlebnis der Berge: Wanderwege über Stock und Stein, das Durchqueren von Bächen und Flüssen und das Überwinden großer Steigungen bzw. Der Speed-Drive kann mit einem wechselbaren Kettenfahrwerk ausgestattet auch als Skidoo verwendet werden.
Internationale Premiere
Nach vier Jahren Entwicklungsarbeit werden die LUF-Modelle heuer im Frühjahr bei Fachmessen in Innsbruck und im baden-württembergischen Karlsruhe erstmals einem breiten internationalen Publikum vorgestellt.
Beim LUF-Firmengelände in Thüringen soll noch heuer mit dem Bau eines Parks für das Fahrsicherheitstraining begonnen werden. Die LUF-Rollstühle können einfach und sicher über zwei Joysticks gesteuert werden. „Damit der volle Fahrspaß erlebbar wird, muss der Umgang mit den Geräten aber geübt werden“, erläutert Bruno Walter.
Auf über 2000 Quadratmetern Fläche werden in dem vom Ludescher Architekten Herbert Müller (Büro Heim&Müller, Dornbirn) konzipierten Park verschiedenste urbane und alpine Hindernisse und Fahrstreckenbeschaffenheiten nachgebaut.
Praxis und Theorie
So kann das Überwinden von Gehsteigkanten, Außentreppen, verschiedenen Fahrbahnbelägen, Neigungen, Steinen oder Baumstämmen geübt werden. Zum Fahrpark gehören behindertengerechte WC-Anlagen, für die theoretische audiovisuelle Schulung und Präsentation wird im Park auch ein entsprechender Vorführraum errichtet.
Firmenchef Walter ist überzeugt davon, dass LUF mit diesem Gesamtkonzept für eine neue Mobilität für Menschen mit Beeinträchtigungen international erfolgreich sein wird.
